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Paradies Arbeit: ein göttlicher Rhythmus
Die Geschichte der Arbeit beginnt im Garten Eden – und ist noch nicht zu Ende.
von Alastair Roberts
Freitag, 11. Juli 2025
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Die heilige schrift beginnt mit einer Arbeitswoche. Im Lauf von sieben Tagen bringt der Herr die Schöpfung ins Dasein, gestaltet ihre Strukturen, füllt ihre Reiche mit Leben und delegiert Teile ihrer Herrschaft an ausgewählte Vertreter. Jeder einzelne Tag wird nummeriert und mit dem Vers „es wurde Abend und es wurde Morgen …“ betont und Gottes Beurteilungen seiner Schöpfungen sind in den Bericht eingestreut: „Gott sah, dass es gut war.“
Innerhalb des festen Rhythmus der Schöpfungstage ist das schöpferische Werk Gottes sehr vielfältig. Gott spricht und lässt das Licht entstehen; er trennt das Licht von der Finsternis; er beurteilt seine Schöpfung; er gibt seinen Geschöpfen Namen; er schafft Raum; er belebt die Erde, damit sie Vegetation hervorbringt; er bestimmt Sonne, Mond und Sterne als Zeichen und Jahreszeiten am Himmel; er segnet die Fische und Vögel mit Fruchtbarkeit und befähigt sie, sich zu vermehren und die Meere und die Erde zu füllen; er erschafft den Menschen. Und am siebten Tag ruht er und segnet und heiligt so diesen Tag.

Thomas Cole, The Garden of Eden, Öl auf Leinwand, 1828. Alle Grafiken von WikMedia Images (public domain).
Es mag überraschen, dass ein allmächtiger Gott die gesamte Schöpfung nicht in einem einzigen Augenblick ins Leben rief. Doch eine entscheidende Dimension von Gottes Schöpfungswerk besteht darin, die fortlaufenden Rhythmen, Ordnungen und Muster der Schöpfung festzulegen. In seiner Schöpfungs-Arbeitswoche legt Gott das Muster für die menschliche Arbeit fest. Das Muster des Tages (Abend und Morgen) und das Muster der Woche (sechs Tage Arbeit, ein Tag Ruhe) ergeben sich nicht aus einer Einschränkung, sondern aus Gottes Absicht, das Muster für die Arbeit seiner Geschöpfe festzulegen und diese Arbeit zu würdigen, indem er eine Kontinuität herstellt zwischen seinem eigenen Schöpfungswerk und der Sub-Schöpfung seiner Geschöpfe.
Am sechsten Tag erschafft Gott die Menschen nach seinem Bildnis, segnet sie und beauftragt sie: „Seid fruchtbar und mehret euch und füllet die Erde und machet sie euch untertan und herrschet über die Fische im Meer und über die Vögel unter dem Himmel und über alles Getier, das auf Erden kriecht.“ Der Auftrag des Menschen besteht darin, die von Gott geschaffenen Bereiche zu füllen, die gute Ordnung innerhalb der Schöpfung zu erweitern und zu verbessern und eine gütige Herrschaft über die Geschöpfe auszuüben. Der Mensch sollte über die Schöpfung herrschen und diese zugleich auch mit den anderen Geschöpfen teilen.
In Genesis 2 wird die Schöpfung als unvollständig beschrieben: „als noch kein Strauch des Feldes auf dem Lande war und kein Pflänzchen auf dem Felde wuchs; denn Gott der Herr hatte es nicht regnen lassen auf dem Lande, und es war kein Mensch da, der das Land bebaute.“ Die ursprüngliche Schöpfung ist gut, aber es bleibt noch viel zu tun. Gott erschafft, beauftragt, befähigt und rüstet die Menschheit aus, damit sie vollende, was er begonnen hat; wir sind ein Instrument seiner fortwährenden Schöpfung und Vorsehung.
Der Mensch wurde in der Wüste erschaffen, dann schuf Gott den Garten. Vermutlich war der Mensch Zeuge, wie Gott den Garten schuf: So sieht es aus, wenn die Wüste gezähmt, geordnet und verherrlicht wird. Der Garten, ein schönes, begrenztes und geordnetes Reich, war ein Modell, ein Übungsplatz, eine Bühne und ein Orientierungspunkt für die Arbeit der Menschheit. Der Mensch, der in den Garten gesetzt wurde, hatte die Aufgabe, ihm zu dienen und ihn zu bewachen, seine begrenzte Ordnung zu verteidigen und sein Gedeihen zu fördern. Wie mehrere Gelehrte feststellten, ist die Aufgabe, die Adam im Garten gestellt wurde, dieselbe wie jene der Leviten in Bezug auf die Stiftshütte.
Stromabwärts vom Garten lagen andere Länder, deren Schätze beschrieben werden. Nachdem die Menschheit im Garten angelernt wurde, musste sie hinausgehen und beginnen, die weite Welt zu zähmen – die Aufgabe, für die wir ursprünglich geschaffen wurden.
Adam, der allein im Garten lebte, fehlte die Fähigkeit, fruchtbar zu sein, sich zu vermehren und die Erde zu füllen. Er brauchte ein passendes Gegenstück an seiner Seite, nicht in erster Linie, um seine Einsamkeit zu lindern, sondern um seinen von Gott gegebenen Auftrag effektiv zu erfüllen. Bevor er jedoch ein Gegenstück für Adam schuf, gab Gott dem Mann die Aufgabe, die Tiere zu benennen. Während Gott einigen seiner Geschöpfe an den ersten drei Tagen Namen gegeben hatte, blieben die Geschöpfe der späteren Tage unbenannt. Wie ein Vater, der seinen Sohn im Familienbetrieb ausbildet, lehrte Gott Adam, die Schöpfung durch Sprache zu ordnen und zu verstehen. Arbeit ist also nicht nur physisch und kreativ, sondern auch intellektuell. Es wird angedeutet, dass Adam mit dem Benennen so etwas wie ein Urteil fällte: Er erkannte die Natur der Geschöpfe, die er benannte. Die Arbeit des Menschen steht also im Einklang mit der Arbeit Gottes und wird durch sie begründet.
Das Muster von Arbeit und Ruhe ist fundamental göttlich; in unserer Arbeit setzen wir ein Muster fort, das in Gottes eigenem schöpferischen Werk begründet ist.
Obwohl er die Tiere erfolgreich benannte, gelang es Adam nicht, ein passendes Gegenstück zu finden. Als Adam erwachte und die Frau erblickte, die Gott aus der Rippe, die er ihm entnommen hatte, geformt hatte, begrüßte er sie voller Freude, da er in ihr nicht nur ein passendes Gegenstück, sondern eine Gefährtin erkannte, mit der er zu einer neuen Selbsterkenntnis gelangen konnte: „Dies ist endlich Knochen von meinem Gebein und Fleisch von meinem Fleisch; sie soll Frau heißen, weil sie aus dem Manne genommen ist.“ Er konnte sie unter anderem deshalb erkennen, weil die Arbeit des Benennens ihn darauf vorbereitet hatte: Benennung ist also auch ein Akt der Liebe.
Bereits in den ersten beiden Kapiteln der Heiligen Schrift ist ein umfassender Bericht über die menschliche Arbeit enthalten. Das Muster von Arbeit und Ruhe ist fundamental göttlich; in unserer Arbeit setzen wir ein Muster fort, das in Gottes eigenem schöpferischen Werk begründet ist. Die menschliche Arbeit folgt nicht nur dem Muster der göttlichen Arbeit, sondern setzt auch das fort, was mit der göttlichen Arbeit begann, indem sie die Schöpfung weiter füllt, ordnet, benennt, zähmt und verherrlicht. Die menschliche Arbeit ist eine Teilhabe an der göttlichen Arbeit, an der Ordnung, Versorgung, Herrschaft und Verherrlichung der Schöpfung durch Gott. Der Mensch ist zum Zweck der Arbeit geschaffen – „um den Boden zu bearbeiten“ – und für diese Aufgabe gesegnet und beauftragt – „Seid fruchtbar und mehret euch.“ Diese Fruchtbarkeit und Vermehrung bringt eine andere Art von Arbeit mit sich: die Mühen der Frauen bei der Geburt, die zentrale Verausgabung im Dienste der Schöpfung. Der Mensch, der nach dem Bild und Gleichnis Gottes geschaffen wurde, besitzt eine Fähigkeit zur schöpferischen Umgestaltung der Welt, die kein anderes irdisches Geschöpf besitzt. Es dürfte kaum eine solidere Grundlage für die Würde der Arbeit geben als jene in Genesis 1 und 2 dargelegte.
Durch seine Arbeit übernimmt der Mensch aktives Interesse und Verantwortung für die Schöpfung und seine Mitgeschöpfe; durch die Arbeit kann er seine Beziehung zu dem Boden, aus dem er ursprünglich geschaffen wurde, vertiefen und bereichern. Gott schuf den Menschen, um der Welt ein göttlich gewolltes Zeichen einzuprägen, damit seine Arbeit fruchtbar, wirksam und gut sei. Durch seine Arbeit wird der Mensch in Geschicklichkeit, Verständnis, Weisheit und Handlungsfähigkeit reifen. Im Garten wird dem Menschen ein Modell und eine Ausbildung für seine Aufgabe geboten, und die Verbindung zwischen seiner Arbeit und Gottes Werk wird weiter unterstrichen. Das Reich des Gartens soll durch die Weisheit und das Geschick des Menschen erhalten werden, und die Pflege des Gartens schult ihn in den Fähigkeiten, mit denen er später selbst solche Reiche gestalten wird. Die gemeinsame Arbeit ist auch eine primäre Grundlage der menschlichen Gemeinschaft: Mann und Frau sind in einer Schulter-an-Schulter-Beziehung geschaffen, nicht nur in einer Beziehung von Angesicht zu Angesicht. Gemeinsam werden sie fruchtbar sein und sich vermehren, sich abmühen, eine Welt schaffen und ein Haus bauen – Welt und Haus sind Orte der Arbeit und der Ruhe.
Indem man die Ruhe des Herrn in den Mittelpunkt Israels stellte, ordnete sich der gesamte Bereich von Zeit und Arbeit neu.
Über die Ehe hinaus verbindet die gemeinsame Arbeit die Menschen miteinander. Auch wenn die Begriffe „Wirtschaft“ oder „Markt“ oft als wenig hilfreiche Abstraktionen erscheinen, können sie sich doch auf das „Gemeinwesen“ beziehen, das durch die vielfältige Verflechtung und gegenseitige Abhängigkeit der Arbeit und Interessen vieler Menschen in einem bestimmten Bereich entsteht. Arbeit ist die Form, die die Beteiligung an einer größeren Gesellschaft annehmen kann.
Die Arbeit des Menschen sollte aus der Gemeinschaft mit Gott heraus und wieder in sie hinein fließen: Sie wurde aus dem Heiligtum heraus und in das Heiligtum hinein angeordnet. Doch nach dem Sündenfall geriet die menschliche Arbeit aus den Fugen. Von Gott entfremdet, verlor die menschliche Arbeit ihre primäre Ausrichtung auf die Gemeinschaft und wurde zu einem Erwerbsstreben, getrieben vom Wunsch nach materiellem Besitz, Macht und Status. Kulturelle Fertigkeiten, die auf eine gütige Herrschaft geschaffen und ausgerichtet sind, werden zum Herrschen über andere missbraucht, die Arbeit verstrickte sich in Systeme der Unfreiheit. Gegenseitige Anerkennung und Zugehörigkeit durch gemeinsame Arbeit verwandelten sich in Rivalität und Spaltung. Arbeit, die einst mit Fruchtbarkeit gesegnet war, wurde auf Frustration und Vergeblichkeit reduziert. Arbeit degradierte zu unerbittlicher Plackerei. Die Erde antwortete nicht mehr bereitwillig auf die Bemühungen des Menschen und, entfremdet vom Geber des Lebens, glitt die Arbeit des Menschen immer tiefer in den erbarmungslosen Schlund des Todes hinab.
Im Mittelpunkt der biblischen Geschichte des Exodus steht das Thema Arbeit. Ägypten wird als „Haus der Sklaverei“ bezeichnet. Das ganze Land und seine Bevölkerung sind durch eine grausame Verzerrung der Arbeit gekennzeichnet. Die Kinder Israels wurden in Sklaverei gehalten. Anstelle der schöpferischen Würde, Ergiebigkeit und Gemeinschaft der Arbeit und ihrer Ausrichtung auf die Verbundenheit mit Gott erlebten sie die Herrschaft unbarmherziger Tyrannen, ständige und unversöhnliche Mühsal, Entfremdung von den Früchten ihrer Arbeit und die Entkräftung unter erdrückenden Lasten.

Thomas Cole, The Course of Empire: The Arcadian or Pastoral State, Öl auf Leinwand, 1834.
Es mag scheinen, dass Exodus in der Mitte des Buches an Schwung verliert und in einer langweiligen Erzählung aus obskuren Fallgesetzen, Anweisungen für die Einrichtung sowie einem langwierigen Bericht über den Bau der Stiftshütte versickert. Doch während die erste Hälfte des Buches die Befreiung der Kinder Israels aus der Unterdrückung in Ägypten beschreibt, legt die zweite Hälfte die Gesetze und Institutionen fest, durch die sie weiterhin Freiheit genießen können. Mit der Bereitstellung des Mannas in Kapitel 16 wurde das Volk bereits auf eine neue Form des Lebens vorbereitet. Ihr früheres Leben war geprägt von täglicher Mühsal ohne Rast und dem Kampf um das Überleben. Jetzt wurde ihr tägliches Brot von Gott bereitgestellt, jeder bekam eine ausreichende Menge, nämlich ein Gomer (ein biblisches Maß). Da es nicht gehortet werden konnte, mussten sie lernen, dankbar und vertrauensvoll in Abhängigkeit von Gottes Vorsehung zu leben. Am sechsten Tag wurde die doppelte Menge, genug für zwei Tage, bereitgestellt, denn am siebten Tag sollten sie ruhen. Die Sabbatruhe war eine revolutionäre Veränderung ihrer Lebensweise.
In den Zehn Geboten in Exodus 20 fand das Sabbatgesetz seine Begründung in Gottes eigenem Ruhen nach den sechs Schöpfungstagen: In der Praxis wurde ein ehemaliges Sklavenvolk aufgerufen, Gottes eigenem Arbeitsrhythmus zu folgen und selbst andere zu befreien. Der wöchentliche Sabbat war auch der Keim eines kalendarischen Prinzips. Dieses entwickelte sich zu einem Festjahr mit einem jährlichen Zyklus von sieben Festen, sieben Ruhetagen, zwei siebentägigen Festen und dem Fest der Wochen oder Pfingsten als Sabbat der Sabbate, sieben mal sieben Tage nach dem Fest der Erstlingsfrüchte (wo das dem Herrn dargebrachte Gomer das Volk an die Lektion der göttlichen Versorgung mit dem Manna erinnerte). Diese Feste und Jahre verankerten das Leben Israels in der vom Herrn gewährten Ruhe. Sie erinnerten an seine Befreiung und Versorgung und gaben Anlass zum Dank und zum Gebet für deren Fortbestand. Beim Feiern genoss Israel die Früchte seiner Arbeit und teilte diese mit anderen, insbesondere mit den Armen, den Fremden und den Leviten. Es waren Momente der Versammlung, der Gemeinschaft und des Festes, die Israels Arbeit auf Dankbarkeit, Freude an Gottes guten Gaben und Großzügigkeit gegenüber anderen ausrichteten. Arbeitsteilung trennt Gesellschaften und ihre Mitglieder durch unterschiedliche wirtschaftliche Aktivitäten voneinander; das Fest bekräftigte die Gemeinsamkeit, das gegenseitige Interesse und die gegenseitige Anerkennung und milderte die Tendenzen zur Entfremdung der Klassen sowohl voneinander als auch von einer größeren gemeinsamen Volksgemeinschaft.
Das Sabbatprinzip galt nicht nur für freie Israeliten: Die Israeliten waren angehalten, ihren Dienern, Tieren und allen in ihren Haushalten Ruhe zu gewähren. Im siebten Jahr wurde die Ruhe sogar ausdrücklich auf das Land selbst ausgedehnt. Es sollte brach liegen. Auch das Wochenfest und das Jubeljahr zeigen Gottes Sorge, dass kein Israelit von dem Geschenk des Landes entfremdet wird: Selbst den Ärmsten muss es erlaubt sein zu ernten, und im 50. Jahr muss der gesamte Besitz der Vorfahren an die ursprünglichen Eigentümer zurückgegeben werden.
Die Stiftshütte, deren Bau im Mittelpunkt der zweiten Hälfte des Buches Exodus steht, gleicht einem Sabbatort, einem Reich der Ruhe Gottes inmitten seines befreiten Volkes. Die verschiedenen Feste, die auf dem Sabbat gründen, sind um die Realität der Stiftshütte als Ort der festlichen Versammlung und der Gemeinschaft mit Gott sowie der Darbringung von Gaben angeordnet. Der Plan für die Stiftshütte und ihre Einrichtung in Exodus 25–31 wird in zwei Zyklen von sieben Abschnitten dargelegt, die parallel zu den Tagen der Schöpfung verlaufen: Passenderweise schließen die Anweisungen mit dem Sabbatgesetz als dem großen Zeichen des Bundes. Das Buch Exodus beginnt damit, dass die Kinder Israels Vorratsstädte für den Pharao bauen, und endet damit, dass vom Geist erfüllte israelitische Handwerker einen Zeltpalast für Gott errichten, damit er in ihrer Mitte wohnen kann.
Der tägliche Zyklus von Arbeit und Ruhe, der wöchentliche Zyklus von sechs Arbeitstagen, gefolgt vom Sabbat, der jährliche Zyklus der Feste und der größere Zyklus der Sabbatjahre prägten und belebten die Zeit Israels. Durch die Gliederung der Zeit wurde Israel die Möglichkeit gegeben, den flachen Alltagstrott zu überwinden. Auf diese Weise konnte Arbeit begrenzt, von Ruhe und Freizeit unterschieden werden, aus einer höheren Quelle fließen und auf ein höheres Ziel ausgerichtet sein. Bittere Mühen und grausame Knechtschaft konnten zu guter Arbeit und heiligem Dienst werden.
Durch Sabbatzeiten und die Stiftshütte als Sabbatort wurde die Verfallenheit der Zeit der Knechtschaft Israels überwunden und seine Zeit und seine Arbeit freigesetzt. Der Sabbat gab der Arbeit ein Ziel, indem er sowohl eine Unterbrechung der sonst unerbittlichen Mühen als auch einen Sinn gab: eine Ausrichtung der Arbeit auf etwas Größeres hin. Indem man die Ruhe des Herrn in den Mittelpunkt Israels stellte, ordnete sich der gesamte Bereich von Zeit und Arbeit neu. Das Volk Israel wurde aufgerufen, sich vor dem Herrn zu präsentieren, zusammen mit den Früchten seiner Arbeit. Sie sollten vor dem Herrn mit den Früchten ihrer Arbeit feiern und die Gemeinschaft mit dem Herrn und untereinander genießen. Strukturen der Knechtschaft, Entfremdung und Trennung sollten gelockert werden, wenn sich die Menschen vor dem Gott versammelten, der seinem ganzen Volk Ruhe schenkte. Die Festzeiten Israels fielen mit der Erntezeit zusammen und verbanden die Arbeit mit der Abhängigkeit von Gottes guten Gaben und der Dankbarkeit dafür. In der Bundeslade, im Allerheiligsten, befand sich eine Portion des Mannas, das Gott gegeben hatte – das Brot vom Himmel, die Ernte, für die die Israeliten nicht gearbeitet hatten, eine Erinnerung an die Großzügigkeit Gottes ihnen gegenüber, auch wenn ihre eigene Arbeit geheiligt wurde. Gott ist es, der uns unser tägliches Brot gibt, so wie er es Israel in der Wüste gegeben hat.
Die Vergänglichkeit unserer Arbeit wird in Christus überwunden, da unsere Arbeit für Gottes Reich nun endgültig Früchte tragen wird.
Das befreiende Prinzip des Sabbats bleibt für Christen bestehen, auch wenn seine ursprüngliche Bedeutung heute vielleicht anderen Ausdruck findet. Wir legen immer noch unsere Arbeit nieder und halten heilige Ruhe. Wir versammeln uns immer noch, um gemeinsam zu feiern, der Befreiung durch Gott zu gedenken und auf die Vollendung aller Dinge zu warten. Wir präsentieren uns immer noch als Arbeiter und bringen Gott die Früchte unserer Arbeit dar. Wir genießen immer noch die Gemeinschaft mit Gott inmitten unserer Arbeit. Wir haben zwar nicht die Stiftshütte Israels oder den Garten Eden, aber wir haben immer noch Heiligtümer, zu denen wir uns begeben, um unsere Aktivitäten in der Welt mit der zentralen Quelle des Lebens vor dem Angesicht Gottes inmitten seines Volkes in Verbindung zu bringen.
Durch solche Praktiken kann unsere Arbeit erlöst werden und ihren wahren Sinn finden. Indem wir regelmäßig zu Gottes Ruhe zurückkehren und uns auf die größere Ruhe freuen, die uns erwartet, wird unsere Arbeit würdig und erhoben. Berufe können zu Berufungen werden. Wie der Apostel Paulus in Epheser 6,5–8 lehrte, kann selbst die niedrigste und undankbarste Arbeit, wenn sie im Dienst Christi verrichtet wird, ehrenhaft und fruchtbar werden und die Anerkennung und Zustimmung unseres Herrn finden. Als ein Leib mit vielen Gliedern, von denen jedes seine besonderen Gaben zum Wohl des Ganzen einsetzt, ist die Kirche eine Gemeinschaft aus geistiger Arbeit.
Im Zentrum des kirchlichen Lebens steht, dass Gott unsere Gaben, Brot und Wein – Früchte und Zeichen unserer Arbeit –, annimmt und sie uns als Gabe in seinem Sohn zurückgibt, als das wahre Brot, das vom Himmel herabgekommen ist, indem er sie zu dem vollkommenen Opfer macht, das wir selbst niemals hätten bringen können: das Sühneopfer, das Brot, das ewiges Leben schenkt. Die Vergänglichkeit unserer Arbeit wird in Christus ebenfalls überwunden, da unsere Arbeit für Gottes Reich nun endgültig Früchte tragen wird. Wie uns 1 Korinther 15,58 auffordert: „Darum, meine lieben Brüder, seid standhaft, unerschütterlich und nehmt immer reichlich teil an der Arbeit des Herrn, denn ihr wisst, dass eure Mühe in dem Herrn nicht vergeblich ist.“
Wir leben immer noch in einer gefallenen Welt mit all ihrer Frustration, Mühe und Knechtschaft. Doch während wir und unsere Arbeit in das Leben der Kirche eingebracht werden, ist uns eine Welt jenseits der Herrschaft des Todes verheißen und wir dürfen etwas von der Wiederherstellung der Menschheit in dem guten Werk erfahren, für das wir ursprünglich geschaffen wurden.
Das Buch der Offenbarung schließt mit Bildern, die an die ersten Kapitel der Genesis erinnern. In einem Buch voll mit der Zahl Sieben wird das Kommen der großen und endgültigen Ruhe Gottes verkündet. Die letzte Vision ist die einer großen Stadt, die wie eine Braut, die für ihren Mann bereit ist, vom Himmel herabkommt. Sie beschreibt eine Hochzeitsszene in einer Stadt aus Gärten, aus der ein Fluss mit dem Wasser des Lebens fließt, flankiert von Bäumen des Lebens. Es ist eine Rückkehr zum Garten Eden, aber zu einem Eden, der mit den Schätzen der Welt verherrlicht ist, in dem alle guten Werke und Taten, die alle Völker jemals vollbracht haben, in diesem neuen Reich aufgegriffen und für immer bewahrt werden, ohne dass etwas verloren geht. In diesem Eden ist die Berufung des Menschen, fruchtbar zu sein, sich zu vermehren, die Erde zu füllen, sie zu unterwerfen und über ihre Geschöpfe zu herrschen, erfüllt worden, die wunderbaren Früchte dieser Arbeit werden genossen, und die ganze Menschheit lebt in Gemeinschaft mit Gott und miteinander.