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Neuvermessung der Arbeit

Mama arbeitet
Von „Latte-Macchiato-Müttern“ und der Missachtung des weiblichen Beitrags zur Gesellschaft.
von Birgit Kelle
Dienstag, 15. Juli 2025
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Die moderne gesellschaft hat keine Antwort auf die Frage, wie man als Frau im 21. Jahrhundert seinen Lebensunterhalt selbst bestreiten und gleichzeitig auch Familie und Kinder haben kann. Der Feminismus hat keine Lösung, die nicht in weiblicher Einsamkeit endet und der nostalgische Blick zurück, den man in konservativen Kreisen pflegt, ist gesellschaftspolitisch weder umsetzbar noch in der Mehrheit gewollt. Soll die Frau denn nun arbeiten oder nicht und wenn ja wieviel? Soll sie Kinder bekommen und wenn ja wie viele, wann und mit wem? Soll die Frau der Karriere oder doch der Familie den Vorrang geben und kann man wirklich beides haben? Die junge Frau in der modernen, westlich geprägten Gesellschaft antwortet in der Mehrheit auf diese ungelösten Fragen mit diszipliniertem Engagement in eine gute Ausbildung, dem Misstrauen gegenüber allen Formen von Abhängigkeit, Schwierigkeiten bei der Partnersuche und steigendem Nettoeinkommen bei gleichzeitiger Kinderlosigkeit.
Die Dialektik zwischen Mutterschaft und Arbeitswelt ist das letzte ungelöste Problem der feministischen Bewegung. Da hat man zwar alles dekonstruiert, was zwischen Geschlecht und Körper von Männern und Frauen zerschlagen werden konnte, hat die Idee geschaffen, Frauen könnten jetzt Männerkörper haben und Männer sich zur Frau gestalten – allein die Mutterschaft trotzt eigenwillig allen Ideen der Gleichheit und Gleichstellung der Gendertheorien und verhindert nachhaltig, dass die Austauschbarkeit von Mann und Frau im Privatleben aber auch auf dem Arbeitsmarkt final vollzogen werden kann. Nur Frauen bekommen Kinder. Das ist keine Diskriminierung anderer Geschlechter, sondern Fakt, Biologie, Natur, Schöpfungswille. Das lässt sich nicht dekonstruieren und auch nicht umdeuten. Es ist die Mutterschaft, die den Lebensweg einer Frau am massivsten von jenem eines Mannes unterscheiden kann – mit weitreichenden Konsequenzen für den Arbeitsmarkt aber auch die Anerkennung und die Missachtung des weiblichen Beitrages zum Gelingen einer Gesellschaft.

Vorherige Seite: Postkarte, gedruckt in Russland, zeigt das Gemälde Kolhoznica von Chirinashvili, ca. 1958. Verwendung mit Genehmigung von Adobe Stock.
Was ist Arbeit?
„Ich arbeite nicht“ oder auch „ich bin nur zu Hause“, ist bis heute die häufigste Antwort, die man erhält, fragt man Mütter danach, was sie arbeiten. Selbst jene, die große Haushalte führen und zahlreiche Kinder großziehen definieren ihre eigene, oft weit über einen 8-Stunden-Arbeitstag hinausgehende, Leistung nicht als Arbeit und degradieren sich vorauseilend gleich selbst.
Auch ihnen ist das über Jahrzehnte gepflegte Mantra sozialistischen und auch kommunistischen Denkens in Fleisch und Blut übergegangen, das die moderne Definition von Arbeit dominie.
Arbeit ist demnach nur eine bezahlte Tätigkeit, die in der Regel außer Haus stattfindet. „Was nichts kostet, ist nichts wert“, sagt ein deutsches Sprichwort. Nirgendwo bewahrheitet sich diese Aussage konsequenter als bei der Bewertung häuslicher und familiärer Arbeit. Und selbst Gewerkschaften, sonst akribisch darauf bedacht, dass „gleicher Lohn für gleiche Arbeit“ nach Tarifen gezahlt wird, steigen bei der Frage aus, warum die Erziehung eines Kindes und das Führen eines Haushaltes nur dann wertvoll und gleichwertig sein sollte, wenn ein Mensch außerhalb seines privaten Haushaltes tätig wird. Denn paradoxerweise wird dieselbe Arbeit von allen politischen Kräften schlagartig zu einem ehrbaren Beruf mit Anspruch auf Bezahlung deklariert, wenn man für Fremde putzt, kocht und wäscht, wenn man fremde Senioren pflegt oder fremde Kinder beaufsichtigt und großzieht. Dann wird es nach moderner Lesart zur „Care-Arbeit“, die schließlich bezahlt werden muss, denn es sei doch Arbeit. Überführt man also Haushaltsarbeit und das Kümmern um Kinder, Alte und Kranke in ein steuerpflichtiges Dienstleistungsverhältnis, ist die moderne Gesellschaft bereit, das als Arbeit anzuerkennen. Tut dies eine Frau aus Liebe oder Pflichtbewusstsein, wirft man ihr vor, sie würde nicht arbeiten und sich aus Angst vor Eigenverantwortung von einem Mann aushalten lassen. „Die Feigheit der Frauen“ nannte es einst die deutsche Feministin Bascha Mika in ihrem gleichnamigen Buch und titulierte diese aus ihrer Sicht nutzlosen Wesen als „Latte-Macchiato-Mütter“, die mit ihren Kinderwagen die Cafés der Stadt verstopfen, weil sie ja sonst nicht zu tun haben.
Frauen in die Produktion
Das Denken von der Befreiung und Emanzipation der Frau auf dem Arbeitsmarkt ist eine sehr alte politische Idee und keineswegs die Errungenschaft einer feministischen Emanzipation. Es ist tief verwurzelt in der sozialistischen und selbst kommunistischen DNA und wurde verbal nur neu verpackt in die moderne Zeit übertragen. Noch nie sollte es jedoch den Frauen nutzen, sondern stattdessen dem politischen Wunsch der Vergesellschaftung des Privaten. Dafür muss die Frau aus dem Haus und das Kind in die Krippe. Der Zusammenhalt und der Wertekanon der Familie stellt für totalitäre Denker eine gefährliche Insel der Freiheit und Unabhängigkeit dar.
Die Idee, dass die Frau auf den Arbeitsmarkt und die Kinder in die Erziehung des Staates gehören findet sich entsprechend bereits bei den Herren Bucharin und Preobraschensky in ihrem „ABC des Kommunismus“, einer Erläuterung des Programms der Kommunistischen Partei Russlands aus dem Jahr 1920. Dort heißt es zur Frage Frau und Kinder nicht nur, dass die Zukunft der gesellschaftlichen Erziehung gehöre, sondern auch, dass dies nicht allein aus pädagogischen Erwägungen notwendig sei: „Sie bringt ungeheuer große wirtschaftliche Vorteile. Hunderte, Tausende, Millionen Mütter werden durch die Verwirklichung der gesellschaftlichen Erziehung für die Produktion und für ihre eigene kulturelle Entwicklung frei werden. Sie werden von der geistestötenden Hauswirtschaft und der unendlichen Zahl der kleinlichen Arbeiten, die mit der Hauserziehung der Kinder verbunden sind, befreit.“ Laut Manifest gehöre der Gesellschaft „auch das ursprünglichste und fundamentalste Recht der Kindererziehung. Von diesem Standpunkt aus müssen die Ansprüche der Eltern, durch die Hauserziehung in die Seele ihrer Kinder ihre eigene Beschränktheit zu legen, nicht nur abgelehnt, sondern auch ohne Erbarmen ausgelacht werden.“
Die Dialektik zwischen Mutterschaft und Arbeitswelt ist das letzte ungelöste Problem der feministischen Bewegung.
1976 nahm die französische Feministin Simone de Beauvoir diese Denkweise in radikalisierter Form in der feministischen Matrix auf und forderte gar: „Keine Frau sollte das Recht haben, zu Hause zu bleiben, um ihre Kinder großzuziehen. Frauen sollten diese Wahl nicht haben, denn wenn es diese Wahl gibt, werden sich zu viele Frauen dafür entscheiden.“
Was die Frau wo arbeitet oder auch nicht ist eine politisch hochbrisante Frage, die sich im Falle der Mütter automatisch mit der ideologischen Frage koppelt, wer dann statt der Mutter die Erziehung der nächsten Generation und vor allem nach welchen Werten und Vorstellungen übernimmt. Wer die Frau auf den Arbeitsmarkt drängt, bekommt automatisch den Zugriff auf die Kinder, weil eine Fremdbetreuung der Kinder zwingend notwendig wird.
Der Nutzen der erwerbstätigen Frau
Es wäre naiv, zu glauben, die Frage der Erwerbstätigkeit der Frau außer Haus sei etwas, das allein ihrem Wohl dienen soll. Die erwerbstätige Frau nutzt vielen, aber nicht zwingend sich selbst oder ihrer Familie. Faktisch üben gleich drei unterschiedliche Kräfte Druck auf die Frau aus, sich dem Arbeitsmarkt, statt der Familie zuzuwenden, nur die Motivationen sind unterschiedlicher Natur.
Da ist die bereits erwähnte feministische Bewegung, die aus ideologischer Sicht die Befreiung der Frau vor allem auch aus der finanziellen Abhängigkeit von einem Mann erreichen will. Sie will die Frau auf dem Arbeitsmarkt, damit sie ihr eigenes Geld hat. Die Steuerung der Geburtenkontrolle durch die Legalisierung von Abtreibung, um auch eine Abhängigkeit vom Kind lösen zu können, ist in diesem Denkmuster logische Konsequenz, genauso wie die Forderung nach staatlich finanzierter Kinderbetreuung am besten kostenlos für alle. Erwerbsarbeit also als Emanzipation vom Mann, als Selbstbestimmung und Selbstverwirklichung.
Das Schlagwort von der „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ bestimmte fortan die politische Debatte. Aus dieser Idee speisen sich auch weitere Messwerte wie der Gender-Pay-Gap zwischen Mann und Frau oder auch die Forderung nach Frauenquoten. Die Frau sollte möglichst schnell ihren Lebensweg an jenen der Männer im Berufsleben angleichen können, im Zweifel auch mit staatlicher Unterstützung. Das Wording wechselte von einer geforderten Gleichberechtigung hin zu einer geforderten Gleichheit und Gleichstellung. Man fing an nicht nur die Gehaltsunterschiede zwischen den Geschlechtern zu messen und zu beklagen, sondern auch das geringe Engagement der Männer bei der Hausarbeit und der Kindererziehung. Alles sollte fortan 50:50 geteilt werden, um eine moderne, „partnerschaftliche“ Beziehung vorzuweisen. Frau galt als emanzipiert, wenn sie Geld verdiente der Mann als progressiv, wenn er die Hausarbeit übernahm. Doch was genau sollte daran emanzipiert sein, dass Frauen jetzt die Lebenswege von Männern führen dürfen? Immer noch ist der Mann der Maßstab, den es als Frau zu erreichen gilt, aus emanzipatorischer Sicht ist es genaugenommen ein Totalausfall.
„Freeze your eggs, free your career!“
Doch auch die Wirtschaft fordert die Frau auf dem Arbeitsmarkt, um den Mangel an Fachkräften durch Frauen aufzufüllen. Da hat man also die am besten ausgebildete Frauengeneration, die der Planet bislang gesehen hat und dann verbringt sie dennoch viele Jahre ihres Lebens zu Hause, um Kinder zu hüten. „Vergeudete weibliche Potenziale“ nannte es selbst die ehemalige Kanzlerin Angela Merkel, „Inaktivitätsquote“ nennen Ökonomen den Anteil jener Frauen, die gerade nicht dem Arbeitsmarkt zur Verfügung stehen, weil sie familiär gebunden sind. Es provoziert nicht einmal einen feministischen Protest, dass Millionen erschöpfter Mütter als „inaktiv“ oder als „vergeudet“ tituliert werden. Das im kommunistischen Manifest geforderte „Auslachen“ dieser häuslichen Tätigkeiten findet sich heute ungeniert auch in Begriffen wie „Heimchen am Herd“ oder auch Wörtern wie „Herdprämie“, wenn jemand die finanzielle Unterstützung von Müttern fordert, statt ihre Eingliederung auf dem Arbeitsmarkt.
Der Feminismus erweist sich vielmehr sogar als Steigbügelhalter des sonst eher kritisierten Kapitalismus. Weltweit drängten prominente Frauen in die Öffentlichkeit und befütterten den Mythos, man müsse sich nur genug anstrengen, dann könne man als Frau doch selbstverständlich „alles“ haben, Kind und Karriere. Wer es als Frau nicht schafft, ist eben selbst schuld. „You can have it all“ riefen amerikanische Feministinnen und die damalige Facebook-Chefin Sheryl Sandberg forderte von Frauen in ihrem Weltbestseller „Lean in“ sich richtig reinzuhängen, schließlich konnte sie ja auch mit einem Jahresgehalt von 30 Millionen Dollar zwei Kinder großziehen und berufstätig sein.
Im Silicon Valley begannen Unternehmen ihren Mitarbeiterinnen das Einfrieren ihrer Eizellen als kostenlose Gesundheitsleistung anzudienen. „Freeze you eggs, free your career“ titelte einst das Bloomberg Business Magazin. Frau sollte also lieber die Kinder auf Eis legen, um Karriere zu machen, statt die Karriere auf Eis zu legen, um rechtzeitig vor Ablauf des biologischen Countdowns noch Kinder zu bekommen. Frau sollte also ihre besten Jahre nicht an eine Familie, sondern lieber an die Firma verwenden, das ganze verpackt als Frauenförderprogramm.
Dass die Wirtschaftsverbände in den Chor einstimmten, der Staat möge die staatliche Kinderbetreuung ausbauen und die Frauen für den Arbeitsmarkt befreien, hatte rein wirtschaftliche Zwecke. Dass man dafür ein paar Frauenförderprogramme und Diversity-Richtlinien einführen musste, um den Forderungen der Politik zu genügen, konnte billig in Kauf genommen werden. Denn das Fluten des Arbeitsmarktes mit Frauen hat die Löhne niedrig gehalten und Frauen stellen dazu noch weniger Ansprüche als Männer.
Familiäre Schwarzarbeit
Nicht zuletzt zeigt der Staat – ebenfalls nur verbal uneigennützig – ein hohes Interesse an der Überführung der Frau auf den Arbeitsmarkt, schlägt er doch mit der Erhöhung des Frauenerwerbsanteils gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe. Eine Frau, die ihre Kinder noch selbst großzieht, zahlt keine Steuern und auch nicht in die sozialen Sicherungssysteme ein wie Kranken-, Arbeitslosen- und Rentenkassen. Wechselt die Frau aber nach der Geburt so schnell wie möglich auf den Arbeitsmarkt, zahlt sie nicht nur Steuern und Sozialversicherung, sie erzeugt auch noch den Bedarf weiterer Dienstleistungen, um ihren eigenen Ausfall zu Hause aufzufangen. Es müssen also Familienersatzstrukturen entstehen, wo Haushaltshilfen, Kindermädchen, Kindergartenerzieherinnen, Tagesmütter oder auch Pflegekräfte in einem steuerpflichtigen Arbeitsverhältnis jene Arbeit erbringen, die Frauen vorher als Mütter kostenlos erbrachten. Und all diese neuen Arbeitnehmer zahlen nun selbstverständlich Steuern und in die sozialen Sicherungssysteme ein. Aus der Sicht des Staates ist die autarke Familie, die ihre Kinder noch selbst großzieht und keine fremde Hilfe in Anspruch nimmt ein steuerpolitisches Ärgernis, weil sie sie sich erlaubt, ihre eigenen Kinder groß zu ziehen, ohne diese Tätigkeit zu versteuern. Wie schön ist es hingegen, wenn diese „familiäre Schwarzarbeit“ in Dienstleistungsverhältnisse für Dritte umgewandelt werden kann.
Dass man dafür teuer Kindergärten und Krippen für immer jüngere Kinder bauen und subventionieren muss, nimmt der Staat in Kauf, denn die Familien refinanzieren durch ihre Gebühren und ihre Steuern das ganze sowieso selbst. Und ganz nebenbei freuen sich auch die Ideologen, findet doch die Erziehung von Kindern damit automatisch immer weniger zu Hause und immer früher und länger unter der Regie des Staates statt und war es nicht das, was das kommunistische Manifest sowieso als Idealvorstellung festhielt?
Der Wert jener Arbeit, den Frauen und Mütter selbstverständlich und gerne für ihre Familie leisten wird immer nur dann sichtbar, wenn er wegfällt. Wenn die Frau nicht mehr will, oder nicht mehr kann und man plötzlich in Geld ausrechnen kann und muss, was es kostet, sie und ihre Arbeit zu ersetzen.
Nun kann man die Fremdbetreuung von Kindern in Kindergärten durchaus auch als Notwendigkeit betrachten vor allem in jenen gesellschaftlichen Milieus, wo eine Vernachlässigung von Kindern oder auch sprachliche Defizite vorherrschen. In einer Gesellschaft voller Einzelkinder ist das Erlernen sozialer Kompetenzen in Gruppen von Gleichaltrigen zudem wichtiges Element, um Kinder nicht zu kleinen Egozentrikern heranwachsen zu lassen. Bedenklich wird der staatliche Druck hin zur Vergesellschaftung der Kindheit, wo es Eltern ohne Not aufgedrängt wird, sich so schnell wie möglich wieder dem Arbeitsmarkt zuzuwenden, obwohl ihre Kinder sie noch brauchen und das Lebensmodell Double-Income-With-Kids einseitig staatlich subventioniert wird bei gleichzeitiger Vernachlässigung jener Eltern, die sich für einen anderen Familienentwurf entschieden haben. Es ist nicht Aufgabe eines liberalen Rechtsstaates, die private Lebensgestaltung einer Familie zu lenken oder zu bewerten.
Wer fragt die Frauen?
Wir schaffen also gerade im Namen der Emanzipation Familienersatzstrukturen, um die Arbeit der Frau und Mutter im Haus zu ersetzen und den Frauenerwerbsanteil zu erhöhen. Umsetzbar ist das nur durch die immer weitere Verkürzung jener Zeit, die man Frauen heute für Schwangerschaft, Kinder und Familie noch zugesteht. Es bedeutet immer mehr Ganztagsschulen, subventioniertes, kostenloses Mittagessen in den Schulen und immer weitere Ausweitung der Kindergarten-Betreuungszeiten für immer jüngere Kinder. Längst gibt es Kindertagesstätten für Kinder ab drei Monaten und auch erste Einrichtungen mit Übernachtungsmöglichkeiten für den Schichtdienst der Eltern. Man ist zumindest in Deutschland auf dem Weg zurück zu der Wochenkrippe der DDR. Nicht nur Familie, auch Kindheit wird dadurch dem Arbeitsmarkt untergeordnet. Öffnungszeiten von Kinderbetreuung richtet sich nicht am Wohl der Kinder, sondern nach dem Arbeitsplan der Eltern. Die Wirtschaft diktiert den Umfang des Familienlebens und die Frage, ob da überhaupt noch Zeit für Privatleben bleibt.
Die Antwort immer mehr junger Frauen auf die Erschöpfung des Arbeitsmarktes ist die zunehmende Kinderlosigkeit, sie werden ja auch nicht gefragt. Man hat ihnen beigebracht, dass es nicht wünschenswert sei, sich nach Kindern, Ehe und einem vertrauten Heim zu sehnen. Man hat sie belehrt, dass es altmodisch sei, in der Rolle der Hausfrau zu leben, dass man dadurch unemanzipiert sei, nur sexistische Rollenklischees und die Erwartungshaltung von Männern befriedigt, selbst wenn man so ein Leben nur für wenige Jahre gerne führen würde, wenn die Kinder klein sind. Als das österreichische Sozialministerium vor einigen Jahren eine Umfrage zu den Lebensvorstellungen junger Frauen in Auftrag gab, antwortete dort über die Hälfte, sie könnten sich vorstellen als Hausfrau zu leben, wenn der Mann genug verdient. Die Reaktionen in Medien und Politik waren blankes Entsetzen, man fragte sich danach nicht, wie man Politik gestalten soll, damit die Frauen so ein Leben führen können, sondern was man tun muss, um sie von diesen Vorstellungen zu heilen.
Der Wert jener Arbeit, den Frauen und Mütter selbstverständlich und gerne für ihre Familie leisten wird immer nur dann sichtbar, wenn er wegfällt. Wenn die Frau nicht mehr will, oder nicht mehr kann und man plötzlich in Geld ausrechnen kann und muss, was es kostet, sie und ihre Arbeit zu ersetzen. Solange es keine gesellschaftliche Anerkennung gibt, dass die Erziehungsleistung gerade von Frauen harte Arbeit ist, weil sie die Generation von morgen großziehen, werden weiterhin immer weniger Frauen Kinder bekommen und immer mehr Partnerschaften und Ehen an dem Druck scheitern, die Erwartungshaltung der Gesellschaft zu erfüllen. Dabei können wir alle von Glück reden, dass Frauen trotz alledem immer noch Kinder bekommen wollen, dass diese Sehnsucht nach Familie noch da ist, selbst wenn man daran scheitert. Die Mutter und die Familie haben für Kinder einen unbezahlbaren Standortvorteil, den es zu schützen gilt, denn „Vater Staat“ kann nicht lieben.