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Keusch, arm, gehorsam – Klöster boomen wieder
Warum so viele Frauen in klausurierte Orden eintreten.
von Shira Telushkin
Freitag, 11. Juli 2025
Verfügbare Sprachen: English
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Als schwester christiana 1993 in das Klarissen-Kloster in Alexandria, Virginia, eintrat, waren ihre Eltern besorgt. Die Klarissen tragen seit ihrer Ordensreform im Jahr 1406 keine Schuhe und auch keine Socken. Sie stehen jeden Tag um 0.30 Uhr auf, um die Matutin zu beten, und dann noch einmal um 5.00 Uhr morgens zur Laudes. Zusätzlich zu Keuschheit, Gehorsam und Armut geloben sie, für den Rest ihres Lebens innerhalb der Klostermauern eingeschlossen zu bleiben.
„Bedeutet das, dass sie mich auf meinem Sterbebett nicht besuchen kann?“, fragte ihr Vater die Mutter Äbtissin, nachdem er von den strengen Regeln der Klausur erfahren hatte. Klarissen verlassen das Kloster nie mehr, wenn sie ihr ewiges Gelübde abgelegt haben. Die Äbtissin beruhigte ihn: „Wenn Sie auf dem Sterbebett liegen, werden alle Nonnen hier für Sie beten.“ Die Worte der Mutter Äbtissin waren tröstlich.
„Das Wissen, dass ein ganzes Kloster für ihn betet, veränderte seine Perspektive“, sagte Schwester Christiana kürzlich in einem Telefoninterview. Später sagte ihr Vater zu ihr, dass er verstanden habe, dass Nonnen die Macht Gottes in der Welt vermehren, indem sie sich ihm im Gebet ganz hingeben und es Gott erlauben, mehr für mehr Menschen zu tun.

Alle Fotos von Mateus Campos Felipe. Verwendet mit Genehmigung.
Diese Einstellung, die in den 1990er Jahren völlig aus der Mode gekommen war, hat bei einer neuen Generation katholischer Frauen überraschend viel Anklang gefunden. Im Jahr 1966 gab es in den Vereinigten Staaten 181.421 katholische Ordensfrauen, wie Nonnen und Schwestern auch genannt werden. (Eigentlich sind nur die Klausur- und Kontemplationsfrauen Nonnen, während aktive Ordensfrauen Schwestern sind, die Begriffe werden aber oft synonym verwendet.) Im Jahr 2006 waren es 67.000. Im Jahr 2017 waren es 45.605. Selbst wenn man das starke, noch nie dagewesene Wachstum des klösterlichen Lebens in den 1940er und 1950er Jahren berücksichtigt, ist das ein Rückgang von über 75 Prozent.
Die Erklärung dafür ist einfach: Unser modernes, säkulares Zeitalter hat kein Verständnis für monastische Berufungen. Das Leben einer Nonne im Kloster mit ihren endlosen Gebeten und ihrem Schleier gehört der Vergangenheit an, und der Reiz, eine aktive Schwester zu sein, die Krankenhäuser und Schulen leitet und für Bürgerrechte kämpft, stammt aus einer Zeit, in der Frauen nur so die Möglichkeit hatten, außerhalb des Hauses zu arbeiten. Heute können Frauen Sozialarbeiterinnen, Krankenschwestern, Lehrerinnen oder Leiterinnen von gemeinnützigen Organisationen sein, ganz ohne die Einschränkungen des geweihten Lebens. Die Nonne hat ihren Zweck überlebt.
Nicht alle Orden jedoch nehmen an Mitgliedern ab. In den vergangenen 15 Jahren sind gerade die traditionellen, klausurierten Orden überrannt worden. Neue Klöster werden gebaut, Land wird angekauft. Alte Formen des religiösen Lebens, wie die der Einsiedler und der geweihten Jungfrauen, sind wieder im Aufwind. Zwar ist der Großteil der Schwestern heute aktiv, aber es sind die kontemplativen Orden, die junge Mitglieder anziehen: Sie beten das volle Stundengebet, tragen traditionelle Ordensgewänder und suchen ein Leben der Anbetung und Hingabe fernab der Welt, verzichten auf Familie, Komfort und Reisen – die Art von Ordensleben, die es in der Kirche seit 2000 Jahren gibt.
“Ich dachte, wenn ich schon etwas Verrücktes für unseren Herrn mache, dann ganz.” —Sister Rosalie Agnes
„Es ist uns bewusst, dass dies ein radikaler Weg ist. Wenn junge Frauen heutzutage das kontemplative Leben annehmen wollen, suchen sie nach einer radikalen Veränderung“, erzählte mir Schwester Bernadette, 26, an einem kühlen Tag Ende November, als wir über das Gelände ihres Karmels in Fairfield, Pennsylvania, spazierten. (Um ihr verborgenes Leben zu ehren, baten mich die Karmelitinnen, Pseudonyme zu verwenden). „Als ich mich entschied, Nonne zu werden, wollte ich lernen, wie ich Jesus am besten lieben kann, und der beste Ort dafür ist natürlich ein Karmeliterkloster, weil es dort am intensivsten ist.“
Das Kloster in Fairfield ist extrem. Es wurde 2018 auf unerschlossenem Land von Grund auf neu gebaut. Das Ziel der acht Schwestern ist es, ohne Strom und fließendes Wasser zu leben. Das Oratorium wird mit einem Hypokaustum (Flächenheizung) römischen Stils beheizt. Die Nonnen erhalten Wasser mittels Handpumpen, die an gefilterte Wasserzisternen angeschlossen sind. Bis die Scheune überdacht wurde, schliefen alle in Wohnwägen. Die Gemeinschaft wuchs schnell und errichtete zwei neue Klöster, um der Nachfrage gerecht zu werden. Jedes Jahr kommen mehr Frauen dazu, angezogen von dem Versprechen radikaler Hingabe und den damit verbundenen Opfern.
„Ich dachte mir, wenn ich schon etwas Verrücktes für unseren Herrn mache, dann ganz“, sagt Schwester Rosalie Agnes, 23, die 2020 nach Fairfield kam. Die ehemalige Friseurin aus North Carolina mauerte in ihrer ersten Nacht zusammen mit anderen Schwestern stundenlang im Dunkeln Ziegelsteine, um das Fundament für das spätere Refektorium zu errichten. „Warum also nicht ohne fließendes Wasser, ohne Strom, in einem Steinhaus leben und auf Stroh schlafen? Ich wollte das echte Leben, so echt wie es in dieser Gesellschaft möglich ist.
Dieser Wunsch nach etwas Authentischem ist unter den fast zwei Dutzend Ordensfrauen, die ich befragte, allgegenwärtig. Sie wollen nicht etwas Bequemes, das auf ihre Bedürfnisse zugeschnitten ist. Sie wollen in einer Welt leben, die von etwas Höherem als ihren eigenen Instinkten und Interessen geprägt ist. Die Strenge des klösterlichen Lebens – Aufstehen um 5 Uhr morgens, regelmäßiges Fasten, Verzicht auf Romane, Strandausflüge und Unterhaltungen mit Freunden – ist reizvoll, wenn sie im Gegenzug ein erfülltes Leben verspricht.
Die Karmelitinnen in Fairfield sehen ihre Familie nur vier Tage im Jahr, immer hinter einer doppelten Gitterwand. Sie empfangen die Kommunion durch eine hölzerne Drehscheibe und beichten durch ein Gitter. Die Schwestern, die ich treffe, sind Externe, ehemalige Klausurnonnen, die jetzt Besucher begrüßen und die Sakristei für die tägliche Messe vorbereiten müssen. Um einen gewissen Zugang zur Welt zu haben, schlafen, essen und beten sie getrennt von den Nonnen, die in der Klausur leben. Sie sagen mir, dass das wahre Opfer darin besteht, draußen zu leben, obwohl sie sich nicht beschweren. Drinnen könnten sie ganz sie selbst sein. Natürlich gibt es Arbeit, viel davon ist harte, manuelle Farmarbeit. Aber es gibt nur ein Ziel, einen Schwerpunkt. Nach außen hin müssen sie die Rolle der guten religiösen Schwester für andere spielen. Im Innersten gibt es keinen anderen Blick als den Blick Gottes.
Es ist eine Absage an die Welt, ein Weg, seine Investitionen aus der Gesellschaft herauszuziehen und alles auf Gott zu setzen, der ultimative Akt des Trotzes.
„In dieser Generation gibt es den Wunsch, große Dinge für Gott zu tun“, sagte Schwester Mara Grace, als sie über die zahlreichen Gespräche nachdachte, die sie als Berufungsleiterin im Dominikanerinnenkonvent von Nashville mit jungen katholischen Frauen geführt hat. „Die Generation Z hat große Fragen. Sie wollen ein Leben führen, das authentisch, bewährt und wahr ist.“
Im Jahr 2006 zählten die Dominikanerinnen von Nashville 200 Schwestern. Heute sind es 318 Schwestern im Alter von 18 bis 96 Jahren. Obwohl sie nicht in Klausur leben (die Schwestern arbeiten außerhalb des Klosters, nachdem sie eine mehrjährige Ausbildung absolviert haben), tragen sie eine traditionelle Ordenstracht, leben in Gemeinschaft und singen täglich das Stundengebet. Sie widersetzen sich damit dem Trend zur Deregulierung nach dem Zweiten Vatikanum. Die Gemeinschaft erhält 500 Anfragen pro Jahr, die Hälfte davon von Frauen unter 18 Jahren. Jedes Jahr legen fünf bis 15 Frauen nach einem anspruchsvollen Prozess, der eine achtjährige Probezeit im Kloster inkludiert, die ewigen Gelübde ab.
In den Vereinigten Staaten gibt es mindestens 17 verschiedene klausurierte oder kontemplative Frauenorden mit über 300 Klöstern und etwa 4000 Nonnen. Jeder Orden ist anders: Die strengen Klarissen sind stolz auf ihre Gemeinschaftlichkeit, während die Karmelitinnen, mit 63 Klöstern der bei weitem größte Orden, den Schwerpunkt auf Zurückgezogenheit und inneres Gebet legen. Die Benediktinerinnen sind musikalisch. Jeder Orden hat seinen eigenen Tagesablauf, seine eigenen Gewohnheiten, Normen und seine eigene Geschichte. Einige stehen jeden Tag um 3.30 Uhr zum Morgengebet auf, andere um 4.30 Uhr, 5.00 Uhr oder 6.00 Uhr. Einige beten mitten in der Nacht. Ihre Habits können weiß, braun, grau, schwarz, rot oder sogar rosa sein. Einige, wie der gastfreundliche Orden der Heimsuchung, sind im Schwinden begriffen, andere, wie die unbeugsamen Norbertinerinnen, eröffnen zum ersten Mal in den Vereinigten Staaten.
In der nähe von fresno in Nordkalifornien ist das schwer zu findende Norbertinerinnen-Kloster von fünf Nonnen im Jahr 2005 auf über 50 Frauen im Jahr 2024 angewachsen. Der im Jahr 1120 gegründete Klausurzweig der Norbertinerinnen legt Wert auf Schweigen, Handarbeit und strikte Abgeschiedenheit. Es ist das einzige Kloster, das weder auf meine Anrufe noch auf meine E-Mails antwortete, genau wie mich Familienmitglieder der Nonnen gewarnt haben. Sie machen keine Werbung und suchen keine Aufmerksamkeit. Die Frauen kommen durch Mundpropaganda. Die Mutter einer Nonne sagte zu mir: „Das ist der Ort, an den man geht, wenn man ganz wie die ursprünglichen Einsiedler Gottes leben will.“
Diese Art der Abgeschiedenheit ist nicht der einzige Weg. Viele junge Frauen fühlen sich zu Gemeinschaften mit größerem weltlichem Engagement hingezogen. Das Benediktinerinnenkloster in Gower, Missouri, in dem das lateinische Offizium gebetet wird, hat in den letzten fünf Jahren drei neue Klöster gegründet, um der Nachfrage gerecht zu werden. Benediktinerinnen sind kontemplativ und nicht klausuriert. Das bedeutet, dass die Nonnen Außenstehende ohne Trennungsschranke begrüßen und sogar ihre Familie besuchen oder zu religiösen Exerzitien reisen können, aber ihre Tage sind von Gebet und klösterlicher Arbeit bestimmt.

„Wir bekommen jedes Jahr mehr Bewerbungen“, erzählte Schwester Misericordia, die 2006 eingetreten ist, im Mai 2024 einer katholischen Zeitung. „Diese Frauen wollen etwas Heroisches. Hier zu leben ist ein Opfer; es bedeutet, nein zur Welt und all ihren Vergnügungen zu sagen. Das aufzugeben ist ein großer Schritt, aber diese Frauen sehnen sich nach dem göttlichen Bräutigam und sind bereit, alles zu geben, um mit ihm zusammen zu sein.“
Es ist ein Trend, der die Verantwortlichen der katholischen Kirche in den 1960er Jahren vielleicht schockiert hätte, als das Zweite Vatikanische Konzil die Rolle der Nonnen revolutionierte. Zum ersten Mal seit dem Jahr 1298 durften die Nonnen das Kloster verlassen. (Orden der karitativen Arbeit galten nur als religiöse Kongregationen, die Mitglieder legten keine feierlichen Gelübde ab.) Klöster wurden ermutigt, die Ordenstracht zu vereinfachen, die Auswahl der zulässigen Speisen zu erweitern und Bußpraktiken wie das Tragen von Haarhemden oder das Geißeln zu reduzieren. Zusätzlich zu den praktischen Änderungen gab das Konzil dem klösterlichen Leben auch eine neue theologische Grundlage. Der Status der Nonnen wurde dem der Laien gleichgestellt: eine würdige Berufung, so edel wie die Ehe, aber nicht mehr. Die Heiligkeit war nun für alle zugänglich. Ziel des Konzils war es, „die Fenster zu öffnen und frische Luft“ in die Kirche zu lassen. Für viele waren die Reformen längst überfällig.
Bis 1965 mussten die Nonnen für alles ihre Oberin um Erlaubnis bitten, vom Ausleihen eines Stiftes bis zum Erwerb eines neuen Stücks Seife, oft in einem demütigenden Prozess, der das Knien auf dem Boden beinhaltete. Gehorsam war oberstes Gebot. Besondere Freundschaften jeglicher Art waren verboten. Sie behinderten die einzigartige Zugehörigkeit zu Jesus, und so herrschte selbst in der Freizeit Schweigen, um persönliche Gespräche zu unterbinden.
Auch wenn sie mittelalterlich anmuteten, wurden die meisten dieser Beschränkungen während des Ersten Vatikanischen Konzils im Jahr 1870 erlassen, das versuchte, den durch die Aufklärung ausgelösten Modernisierungsimpulsen zuvorzukommen. Das Zweite Vatikanische Konzil gab den Klöstern ihre Autorität zurück und erlaubte den Oberinnen, das tägliche Leben an die sich ändernden Normen und Bedürfnisse der Frauen anzupassen. Statt eines schrittweisen Wandels im Laufe des Jahrhunderts überschwemmte eine Flut von Reformen die Klöster auf einen Schlag. Zahlreiche Orden entschlossen sich, ihre Habits und Schleier abzulegen und stattdessen respektable, gepflegte Kleidung zu tragen. Schließlich waren die ursprünglichen Gewänder oft nichts anderes als bescheidene, einfache Versionen der Kleidung, die Frauen in dem Jahrhundert trugen, in dem der Orden gegründet worden war. Viele Orden lösten das Gemeinschaftsleben auf und schickten ihre Schwestern in eigene Wohnungen. Der revolutionäre Geist der 1960er Jahre ließ eine Welle des Optimismus für die Zukunft aufkommen. Die Befreiung der Frauen und der Kampf für die Bürgerrechte gaben vielen Menschen die Hoffnung, dass sie eine bessere Zukunft aufbauen könnten, wenn sie nur die Übel der Vergangenheit abschütteln würden. Im darauf folgenden Jahrzehnt verließen Tausende von Nonnen die Klöster – mehr als 4000 allein im Jahr 1970.
Wurde den Nonnen früher Strenge aufgezwungen, so ist diese heute frei gewählt.
Für einige gingen die Reformen nicht weit genug. Frauen hatten immer noch keine formale Macht in der Kirche. Für andere war der Verlust des traditionellen Lebens zu groß, um ihn zu ertragen. Nonnen wurden aufgefordert, die Rituale, Regeln und Einschränkungen, die ihr Leben bestimmten, zu überprüfen. Einige begrüßten diese Herausforderung, andere fühlten sich einer solch gewichtigen Aufgabe nicht gewachsen. In den 1970er Jahren waren apostolische Orden wie die Barmherzigen Schwestern zum öffentlichen Gesicht des geweihten Lebens geworden. Apostolische Schwestern führen ein geweihtes Leben und legen Gelübde ab, kaufen aber trotzdem Lebensmittel ein, fahren Auto, hören Musik und leben in der Welt. Der Wechsel zu Privatwohnungen und Alltagskleidung schien ein Zeichen für eine neue Ära zu sein, in der Frauen Gott so dienen konnten, wie sie waren, und nicht mehr unter Aufsicht leben mussten.
In den 1990er Jahren war der Enthusiasmus der 1960er Jahre jedoch dem Konservatismus gewichen. Debatten über das Klosterleben verschwanden aus dem öffentlichen Leben. Da Ordensfrauen auf der Straße nicht mehr als solche zu erkennen waren, nahmen viele an, dass es sie nicht mehr gab. Bis heute sind die Menschen überrascht, wenn sie erfahren, dass es in den Vereinigten Staaten immer noch Klöster gibt.
Das ist vielleicht einer der Gründe, warum das Leben im Kloster für eine Generation, die zynisch auf die Zukunft blickt, so aufregend, ja sogar rebellisch erscheint. Es ist eine Absage an die Welt, ein Weg, seine Investitionen aus der Gesellschaft herauszuziehen und alles auf Gott zu setzen, der ultimative Akt des Trotzes. Das Kloster kann wie eine vergessene Lösung für moderne Probleme erscheinen, versteckt in der Geschichte der Kirche. Diese uralte Geschichte verleiht ihm aber auch Legitimität und die Gewissheit, dass seine Bedeutung alle modernen Vorstellungen von Recht und Unrecht über-dauern wird.

„In den letzten 15 Jahren hat sich eine Kultur der Unterscheidung entwickelt“, sagt Schwester Jacinta, die in Princeton, New Jersey, aufgewachsen ist und 2010 ihr Studium an der New York University abbrach, um sich den Dominikanerinnen in Nashville anzuschließen. Ihr Postulanten-Jahrgang bestand aus 27 Frauen, von denen 13 acht Jahre später die ewigen Gelübde ablegten. „Wenn man eine junge gläubige Katholikin ist, stellt sich die Frage nach Berufung
ganz natürlich.“
In der Tat gibt es immer mehr Organisationen und Gruppen für Frauen, die sich für ein klösterliches Leben entscheiden. Früher war es schwierig, Informationen zu finden, insbesondere über kleinere und weniger bekannte Orden wie die Passionisten oder die Rosa Schwestern. Heute findet man solche Informationen überall im Internet, viele Klöster haben eine Website. Auf katholischen Hochschulkonferenzen gibt es häufig Stände der Orden.
Frühere Generationen von Nonnen kämpften mit dem Gefühl, am Rande der Geschichte zu stehen, abgeschottet in ihren Klöstern, während sich wichtige gesellschaftliche Veränderungen zusammenbrauten. Im Zuge der Befreiung der Frauen sahen viele junge katholische Frauen das Leben im Kloster als Teil der Vergangenheit an, als Teil einer Welt, die die Frauen auf das Haus beschränkt und sie vor der Gesellschaft versteckt. Diese Lasten tragen die meisten katholischen Frauen heute nicht. Stattdessen wird die Intensität des klösterlichen Lebens als Freiheit von einer Welt gesehen, in der es oft keinen Sinn und keinen wahren, tiefen Glauben gibt. Das Kloster ist Freiheit. Wurde den Nonnen früher Strenge aufgezwungen, so ist diese heute frei gewählt.
„Ich fühle mich jetzt so viel freier als je zuvor in der Welt, obwohl wir nirgendwo hingehen“, sagte mir Schwester Rosalie Agnes. „Der Karmel ist spirituell so groß, dass man den ganzen Rest der Welt nicht braucht, weil man so viel direkt vor der Nase hat.“
Die Intensität des klöster-lichen Lebens wird als Freiheit von einer Welt gesehen, in der es oft keinen Sinn und keinen wahren, tiefen Glauben gibt.
Die Entwicklung des Klosters schwankt seit jeher zwischen Expansion und Reform. Im elften und zwölften Jahrhundert wuchs das klösterliche Leben. Die Bettelorden brachten die Sorge um die Klausur und den Bildungsstand der Mönche mit sich. Aus den Benediktinern gingen die Kamaldulenser und dann die Zisterzienser hervor, aus denen sich die strengeren Trappisten entwickelten. Viele Orden haben einen „reformierten“ Zweig, der auf eine Zeit verweist, in der eine Gruppe von Mönchen oder Nonnen beschloss, dass sie zu den ursprünglichen, strengen Regeln zurückkehren müssten. Mit der Zeit wird die Gemeinschaft dann immer liberaler und der Prozess beginnt von neuem.
Die monastische Berufung hat eine lange Tradition in der katholischen Kirche. Doch die konservative religiöse Kultur in Amerika ist besonders familienorientiert und schätzt Frauen, die Mütter sind. Die Entscheidung für ein Leben ohne die Möglichkeit der Ehe und Mutterschaft ist schwer zu vertreten. Amerikanische Katholiken neigen heute dazu, weniger Kinder zu haben als früher. In großen katholischen Familien konnte eine Tochter ins Kloster eintreten und die Sorge um ihre Eltern getrost ihren verbleibenden acht Geschwistern überlassen. Für viele Einzelkinder kann eine Ordensberufung wie ein Stich ins Herz sein, da sie genau wissen, wie schmerzhaft es für ihre Eltern sein wird.

Und dann gibt es noch den amerikanischen Fokus auf Produktivität und Effizienz. In diesem Kontext wird das Geheimnis des Klosters umso fesselnder, beinahe göttlich. Bruder Paul Quenon, ein Mönch im Gethsemani-Kloster in Kentucky, nannte seine 2018 erschienenen Memoiren In Praise of the Useless Life (Ein Lob auf das nutzlose Leben). M. Basil Pennington, ein klausurierter Mönch beschrieb 1992 das Mönchtum als „ein luxuriöses Leben… [in dem] Männer und Frauen mit einer Fülle von Gaben und Talenten, die gut für das Wohl der Kirche und der Armen eingesetzt werden könnten, in der Trägheit der Kontemplation sitzen.“
Thomas Merton, der produktive Trappistenmönch, der 1968 starb, thematisierte dieses Konzept, als er die extremen Lebensweisen der byzantinischen Asketen des sechsten Jahrhunderts verteidigte, die auf hohen Säulen lebten. „Wir behandeln ihr Leben als absurd und grotesk“, schrieb Merton in seinen Tagebüchern. „Aber das ist nicht die ganze Wahrheit. Es war ein Zeugnis für die göttliche Transzendenz. Gerade die Nutzlosigkeit machte dieses Zeugnis kraftvoll.“
Die Nonnen, die weiterhin einem solchen Ruf folgen, sind ein kraftvolles Zeugnis. Und dieser Ruf wird niemals verstummen.