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    Empfehlungen der Redaktion: Die Geschichte der Welt

    von Hendrikje Machate

    Freitag, 11. Juli 2025
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    Die Geschichte der Welt | Sachbuch | Volker Reinhardt | (C.H.Beck, 144 Seiten)

    Wie schreibt man eine Geschichte der ganzen Welt? So fragt Volker Reinhardt zu Beginn seines kompakten aber tiefgehenden Abrisses der Weltgeschichte. Reinhardt schließt sich der Auffassung Francesco Guicciardinis an, dass Geschichte ein „Aufbruch ins Unbekannte“ sei und wagt somit den selten gelungenen Versuch die historische Arbeit nicht immer auch von irgendeiner Ideologie oder Ursprungs- und Zieleindeutigkeit verbrämen zu lassen. Aber gibt es die „reine Wissenschaft“ und somit auch die „reine Geschichtsbetrachtung“ wirklich? Für Reinhardt ist sie immer auch „vom Zeitgeist infiziert“.

    Geschichte muss jedenfalls erzählt werden und diesem Anspruch wird Volker Reinhardt mit seiner eleganten und klaren Art zu schreiben gerecht. Als renommierter Historiker und Professor für Neuere Geschichte an der Universität Fribourg erfreuen seine zahlreichen Bücher sich großer Beliebtheit auch unter Nicht-Historikern. Eine Orientierung an gemeinsamen Merkmalen des Verlaufs soll beim Gelingen helfen, Globalgeschichte zu klassifizieren.

    Reinhardt beginnt seine Darstellung nicht – wie so viele klassische Weltgeschichten – mit der Frühgeschichte oder der Entstehung der Menschheit, sondern mit einem kulturhistorischen Ansatz, der den Menschen als soziales und politisches Wesen in den Mittelpunkt stellt. Dabei verzichtet er auf eine rein chronologische Darstellung und setzt stattdessen auf thematische Schwerpunktsetzungen. Die Geschichte der Welt wird dann nicht als bloße lineare Abfolge von Reichen, Kriegen und Revolutionen erzählt, sondern als ein Netz wechselseitiger Einflüsse, Ideen und Machtverschiebungen.

    Reinhardt hinterfragt allgemein akzeptierte, scheinbar klare Grenzen und Einteilungen in Epochen und macht deutlich, dass Geschichte in Wirklichkeit ein buntes Durcheinander menschlichen Lebens ist. Es werden Verschiedenheiten, gerade in der politischen Auswirkung, aber auch Übereinstimmungen, insbesondere bei gewissen Lehren und Lebenspraxen zwischen den Religionen herausgearbeitet, weil ohne Religion die Weltgeschichte gar nicht erfassbar ist. Besonders eindrucksvoll ist Reinhardts Fähigkeit, große historische Linien mit konkreten Beispielen zu verbinden. Er erläutert etwa, wie religiöse Vorstellungen Gesellschaften formten, wie Handel und Migration ganze Kontinente prägten und wie technologische Innovationen Machtverhältnisse verschoben. Dabei hebt er immer wieder die Rolle des Individuums in der Geschichte hervor. Reinhardt scheut auch nicht davor zurück, unbequeme Wahrheiten herauszuarbeiten, etwa wenn es um Kolonialismus, Sklaverei oder die Shoah geht. Er wirkt auf der einen Seite eurozentrischen Narrativen entgegen, bleibt jedoch insgesamt stark durch eine europäische Perspektive geprägt. 

    Reinhardt gelingt es, die Vielfalt menschlicher Geschichte in ein überzeugendes Narrativ zu fassen, das sowohl die Gemeinsamkeiten als auch die Konflikte der Menschheit in den Blick nimmt. Ein Buch, das nicht nur historisch bildet, sondern auch dazu einlädt, die Welt aus einer neuen, umfassenderen Perspektive zu betrachten. Es richtet sich an alle, die sich für Geschichte interessieren und verstehen wollen, wie wir wurden, was wir sind.

    Von Hendrikje Margareta Machate Hendrikje Machate

    Hendrikje Margareta Machate studierte Philosophie, Germanistik und Geschichte.

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