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Heimat, die Identität stiftet
Gesundheit ist nicht die Abwesenheit von Krankheit.
von John Swinton
Dienstag, 14. Oktober 2025
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John Swinton arbeitete über ein Jahrzehnt lang als psychiatrischer Krankenpfleger und war mehrere Jahre lang Seelsorger für Menschen mit schweren psychischen Problemen, die aus dem Krankenhaus in die Gesellschaft entlassen wurden. In diesem Interview spricht Plough Redakteurin Joy Clarkson mit Swinton darüber, wie die Bibel uns helfen kann, Gesundheit zu verstehen.
Plough: Ist Gesundheit ein Thema, das in Jesu Wirken besonders zum Tragen kommt, und wie lässt sich dies aus theologischer Sicht interpretieren?
John Swinton: Zunächst einmal müssen wir uns bewusst machen, dass Gesundheit, wie wir sie heute in einem biomedizinischen Kontext verstehen, in der Kultur des Mittelmeerraums des zweiten Jahrhunderts noch nicht erfunden war. Zumindest im Westen neigen wir dazu, Gesundheit als Abwesenheit von Krankheit zu definieren. Mit dieser Sichtweise auf Gesundheit gehen wir, wenn etwas nicht in Ordnung ist, zum Arzt oder Psychiater, damit dieser feststellen kann, was nicht funktioniert, ob es sich um einen Tumor in der Lunge oder um eine psychische Erkrankung handelt. Man erhält eine Diagnose und wird dann von medizinischen Fachkräften behandelt, die einem helfen, das Problem zu überwinden.
Das biblische Verständnis von Gesundheit ist jedoch ganz anders. Tatsächlich gibt es kein gleichwertiges Wort für das biomedizinische Verständnis von Gesundheit. Der Begriff, der dem am nächsten kommt, ist „Schalom“, was „Frieden“ bedeutet. Aber es ist ein großer Frieden. Es ist Frieden mit Gott, Frieden mit sich selbst, Frieden untereinander und Frieden mit der Schöpfung. Dieses Verständnis von Gesundheit hat theologische, soziale und ökologische Dimensionen.
Das Wesentliche an diesem Verständnis ist, dass Gesundheit nicht durch die Abwesenheit von Krankheit definiert wird, sondern durch die Gegenwart Gottes. Sie sind gesund, wenn Sie in Gottes Gegenwart leben. Und das bedeutet nicht immer die Beseitigung von Leiden oder die Heilung von Krankheiten. Einige Krankheiten bleiben bestehen. Einige Wunden heilen nicht. Aber das verbannt uns nicht aus dem Frieden. Chronische oder lang anhaltende Krankheiten stellen uns nicht außerhalb des Bereichs der Gesundheit, denn Gesundheit ist in der biblischen Vorstellung nicht dasselbe wie Heilung. Es geht um Ganzheit inmitten von Gebrochenheit. Es geht darum, in Schalom zu leben – einem Raum, in dem der Schmerz real ist, aber auch die Gegenwart Gottes. In diesem Raum ist Gesundheit nicht der Triumph des Körpers, sondern die Nähe des Geistes.

Bartholomew Beal, No More than This, Öl auf Leinwand, 2013. Alle Grafiken von Bartholomew Beal. Verwendet mit Genehimgung.
Wir sehen dies in den Evangelien – nehmen wir die Frau mit dem Blutfluss in Lukas 8,43–48. Ihr Zustand macht sie rituell unrein, sozial isoliert und theologisch ausgegrenzt. Sie lebt als Nicht-Person – unberührbar, unsichtbar, abgeschnitten von ihrer Gemeinschaft und damit auch von der Gegenwart Gottes. Als sie die Hand ausstreckt und den Saum des Gewandes Jesu berührt, hört der Blutfluss auf. Sie ist geheilt. Aber die Geschichte endet hier nicht – denn Heilung ist nicht dasselbe wie Genesung. Jesus bleibt stehen, sucht sie und besteht auf einer Begegnung. Und als sie zitternd herantritt, hört er ihr zu. Er nennt sie Tochter. Es ist eine erstaunliche Wendung – von Ausgrenzung zu Zugehörigkeit, von Schweigen zu Sprache, von Marginalisierung zu Verwandtschaft. Und erst dann sagt er: „Dein Glaube hat dich geheilt.“ Heilung ist hier nicht nur das Verschwinden der Symptome, sondern die Wiederherstellung der Persönlichkeit. Sie ist nicht geheilt, wenn die Blutung aufhört, sondern wenn sie gesehen wird, wenn man mit ihr spricht und sie wieder in die Gemeinschaft aufgenommen wird – mit Christus und mit ihrer Gemeinschaft. Dies ist eine radikal andere Vorstellung von Gesundheit: eine, die nicht auf körperlicher Vollkommenheit beruht, sondern auf zwischenmenschlicher Präsenz, Anerkennung und der Wiederherstellung des Selbst im Blick der Gnade.
Dieser Aspekt der Heilung ist so wichtig, weil eine der größten Belastungen durch Krankheit darin besteht, dass sie uns isoliert und von der Gemeinschaft mit anderen trennen kann.
Wenn man eine Diagnose erhält, kann diese die gesamte Identität prägen. Für die Frau in der Geschichte definierte ihr Blutfluss, wer sie war und welchen Platz sie in der Gesellschaft einnahm. Und Diagnosen können heute oft denselben Effekt haben. Aber Jesus nennt sie „Tochter”.
Das ist eine so subtile, aber tiefgreifende Geste. Das Äquivalent für die psychische Gesundheit wäre, Menschen ihren Namen zurückzugeben. Man denkt nicht an Schizophrene oder Depressive, man denkt an Menschen. Dies gilt sogar für körperliche Krankheiten, da viele davon in ähnlicher Weise stigmatisiert sind.
Es liegt etwas sehr Kraftvolles in der Dynamik, Menschen ihren Namen zurückzugeben, sie für das zu respektieren, was sie sind, anstatt zuzulassen, dass ihre Erkrankung ihr ganzes Wesen bestimmt.
Als ich an der Universität studierte, besprachen wir ein Gemälde, das die Auferstehung der Toten darstellte. Der Künstler hatte gemalt, wie er sich Auferstehungskörper vorstellte: gesunde, makellose Körper von 33-Jährigen, dem Alter, in dem Jesus auferstanden war. Während die meisten von uns die Vorstellung ablehnen würden, dass Kim Kardashian aufgrund ihres perfekten Körpers spiritueller ist als ein normaler Mensch, wirft dies doch eine interessante Frage auf: Wie denken wir über auferstandene Körper und Unvollkommenheiten?
Es ist auffällig, dass die Bibel nicht viele Informationen über das Himmelreich liefert. Wir projizieren ständig unsere Vorstellungen vom Himmel und von Auferstehungskörpern aus unserer eigenen Perspektive. Wer bestimmt, was schön ist? Die Medien. Man sieht Bilder im Internet oder in Zeitschriften und denkt: „Oh, das ist schön, das ist Perfektion. Also werde ich wahrscheinlich so im Himmel aussehen.“ Wir erkennen nicht, dass diese Konstrukte von Schönheit uns etwas verkaufen sollen. Sie werden von mächtigen Menschen geschaffen, die viel Geld dafür verwenden, Ihr Denken zu manipulieren. Die Bibel tut das nicht. Tatsächlich ist sie in Bezug auf diese Dinge ziemlich geheimnisvoll. Aber der Apostel Paulus sagt in 1. Korinther 15, als er über den Auferstehungsleib spricht, nicht, dass der Leib ausgetauscht wird. Er sagt, dass er verwandelt wird.

Bartholomew Beal, Neither Here nor There, Öl auf Leinwand, 2017.
N. T. Wright weist darauf hin, dass etwas Ähnliches in der Offenbarung geschieht, wenn das neue Jerusalem auf das alte Jerusalem herabkommt. Das alte Jerusalem wird nicht ersetzt, sondern verwandelt. Unsere jetzigen Körper haben eine Art Beständigkeit, eine Art ewige Bedeutung. Und die Tatsache, dass wir nicht wissen, was diese Bedeutung impliziert, bedeutet, dass wir jeden respektieren müssen, unabhängig davon, wie er aussieht, unabhängig davon, wie sein Körper oder sein Geist funktioniert. Etwas an Ihnen als Person hat Beständigkeit. So über die Auferstehung nachzudenken, hat erhebliche Auswirkungen darauf, wie Sie Menschen jetzt betrachten. Das Gleiche gilt für die Narben Jesu. Wenn Ihr Schönheitsideal dem entspricht, was in Zeitschriften als perfekt verkauft wird, dann war entweder der Körper Jesu unvollkommen oder wir haben etwas falsch verstanden. Ich denke, es ist Letzteres.
Wie stellen Sie sich Gesundheit vor? Wie fühlt sich Gesundheit für Sie an?
Ich habe kürzlich über das Wort „Homefulness” (Beheimatetsein) nachgedacht. Ich bin darauf in einem kurzen Kommentar von Walter Brueggemann gestoßen. Es hat damit zu tun, wie man sich in einer bestimmten Situation zu Hause fühlt. Ich vermute, dass es mit der Schöpfungslehre zusammenhängt – dass Gott die Welt erschaffen und gesagt hat: „Dies ist euer Zuhause.” Aber ein Gefühl von „Homefulness“ zu haben bedeutet, dass man ein Gefühl dafür hat, wer man ist und warum man hier ist, und dass man eine gewisse Bewusstheit und Kontrolle über seine Lebensumstände hat. Denn Zuhause ist ein Ort, an dem man seine Identität findet. Zuhause ist der Ort, an dem man alles mit seiner Familie oder Gemeinschaft tut. Es ist ein zentraler Punkt. „Homefulness“ ist ein Konzept, das meiner Meinung nach sowohl mit Gesundheit als auch mit der Berufung von Gesundheitspersonal tief in Resonanz steht.
Eine heilende Präsenz zu sein – im wahrsten Sinne des Wortes – bedeutet, jemand zu werden, bei dem sich andere zu Hause fühlen können. Krankheit ist eine Art Exil. Sie entwurzelt. Sie entfremdet Sie von Ihrem Körper, Ihrer Geschichte, Ihrer Gemeinschaft – manchmal sogar von Gott. Daher muss die Arbeit der Heilung mehr beinhalten als Diagnose und Intervention; sie muss mithelfen wieder zu beheimaten. Heimat zu bieten bedeutet, eine Präsenz zu bieten, die weitreichend, gastfreundlich und vertrauenswürdig ist – einen Raum, in dem sich Menschen anerkannt, sicher und benannt fühlen. In diesem Raum können Menschen, selbst inmitten anhaltender Leiden oder ungelöster Symptome, beginnen, das Gefühl zu entwickeln, nach Hause zu kommen – zu sich selbst, zu anderen und vielleicht, auf eine tiefere Ebene, zu Gott.