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Die Umkehr des Bartolomé de las Casas
Vom Sklavenhalter zum Verteidiger der indigenen Bevölkerung.
von Terence Sweeney
Dienstag, 14. Oktober 2025
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Ein junger priester sitzt an seinem Schreibtisch, verscheucht hartnäckige Fliegen und blättert in der Bibel. Er ist nicht irgendein Priester, sondern stolzes Mitglied der Familie Las Casas – einer Familie, die Christopher Columbus nahesteht – und lebt auf Hispaniola, einer der ersten karibischen Inseln, die von den Spaniern erobert wurden. Er hält die Messe, wenn es sein muss, verbringt jedoch einen Großteil seiner Zeit mit der Verwaltung seiner Encomienda, einer Plantage für die ihm Indigene als Sklaven zugewiesen sind.
Zwei Erlebnisse aus jüngster Zeit verstörten den Priester. Bei seinem Einsatz als Seelsorger während der Eroberung Kubas wurde er Zeuge unfassbarer Grausamkeiten. Ein franziskanischer Mitkaplan erzählte ihm davon, wie er neben einem sterbenden Häuptling gekniet und ihn aufgefordert hatte, sich taufen zu lassen, damit er in den Himmel komme. Der Häuptling fragte, ob es im Himmel Christen gebe. Als er dies bejahte, schüttelte er den Kopf; er würde lieber in die Hölle kommen, um nicht dort zu sein, wo die Christen waren, diese grausamen Menschen.
Der junge Priester war auch erschüttert von den leidenschaftlichen Worten Antonio de Montesinos. Der Dominikanermönch hatte bei seiner Ankunft auf Hispaniola gefordert, dass die Spanier ihre Sklaven nicht nur gut behandeln sondern sie alle freilassen sollten. „Mit welchem Recht haltet ihr diese Indianer in solch grausamer und schrecklicher Sklaverei?“, verkündete er. „Mit welchem Recht führt ihr solch abscheuliche Kriege gegen dieses Volk?“ Der junge Priester konnte sich kein Recht vorstellen, das solche Dinge rechtfertigen könnte, und er konnte sie auch nicht mit dem Evangelium vereinbaren.

Tom Callos, The Repentance of Bartolomé de las Casas, Linolschnitt, 2025. Illustration von Tom Callos. Verwendung mit Genehmigung.
Er blätterte in seiner Bibel zu den Apokryphen und blieb bei dem Buch Sirach hängen. Darin fand Bartolomé de las Casas eine Passage, die sein Herz bewegte: „Man opfert den Sohn vor den Augen des Vaters, wenn man ein Opfer darbringt vom Gut der Armen (34,24)“.
Das Land, auf dem seine Kapelle stand, und die Spenden der Konquistadoren, mit denen die Gewänder, das Brot und der Wein für die Messe bezahlt wurden – kurz gesagt, alles, was er als Priester Gott darbrachte – war buchstäblich den Armen gestohlen worden. Diese Worte der Heiligen Schrift riefen ihm zu, dass seine Taten schlimmer waren, als einen Sohn vor den Augen seines Vaters zu töten. Wer hätte weitermachen können, in dem Wissen, dass er kein Recht auf dieses Land hatte, in dem Wissen, dass er in den Augen Gottes des Mordes schuldig war? Und so gab der junge Priester seine Plantage auf, gab sein Leben als wohlhabender, selbstgefälliger, Sklaven haltender Priester auf und begann einen 50-jährigen Kampf für die Rechte der Ureinwohner auf ihr Land und ihre Freiheit. Er tat dies, um dem Weg des Evangeliums zu folgen und diesen Weg mit anderen zu teilen.
Es gibt nur wenige menschen in der Geschichte, die so dynamisch, leidenschaftlich und aktiv waren wie Bartolomé de las Casas, der später Bischof von Chiapas in Mexiko wurde. Er richtete Petitionen an Könige, Gouverneure und Päpste. Er diskutierte mit Gelehrten der Renaissance, sprach mit indigenen Widerstandskämpfern in den Bergen, inspirierte junge Mönche, sich seiner Arbeit in Amerika anzuschließen, und erzürnte die Konquistadoren maßlos.
Er gab seinen Reichtum auf, nahm die ärmliche Tracht eines Dominikanermönchs an und vertiefte sich in die Gedanken von Thomas von Aquin, Augustinus und die Heilige Schrift. Er war kein einfacher Mensch. Er neigte zu Übertreibungen und bezifferte die Zahl der von den Spaniern getöteten Indigenen oft zu hoch.
Seine Empörung entlud sich in einem endlosen Strom von Polemiken, fand aber auch Eingang in seine anthropologischen Werke, seine Geschichtsdarstellungen über die Spanier in Amerika, seine philosophischen Abhandlungen und seine Leitfäden für Beichtväter. Er durchquerte mehrfach den Atlantik, reiste nach Mexiko-Stadt, Kuba und Hispaniola und versuchte, in Venezuela eine Genossenschaft für spanische und indigene Bauern zu gründen. Könige schrieben Gesetze, die von seinen Schriften inspiriert waren, und der Papst erließ Dekrete, die auf seinen Ideen basierten.
Keine dieser Aktivitäten kann außerhalb des Kontextes der Bekehrung verstanden werden. Sein Leben war tief mit den Realitäten des spanischen Imperialismus verflochten, und daher lag er oft eindeutig im Unrecht. Was ihn jedoch einzigartig machte, war, dass er das Unrecht seiner selbst und seiner Nation erkannte und sein Leben der Buße widmete. Er versuchte fortan einen Teil des Schadens, der durch sein Handeln und das Spaniens verursacht wurde, wieder gut zu machen.
Las Casas war kein Mensch ohne Fehler. Nach heutigen Maßstäben war er dem Kolonialismus gegenüber nicht kritisch genug. Viele betrachten heute jeden Versuch, die Ureinwohner zum Christentum zu bekehren, als „religiösen Kolonialismus“.
Einige moderne Kritiker machen ihn für die Versklavung Tausender Afrikaner verantwortlich. Sie verweisen auf seine Bitte an König Karl V. aus dem Jahr 1516, schwarze Sklaven aus Spanien zu schicken, um die indigenen Sklaven zu ersetzen. Dies beeinflusste möglicherweise Karls V Entscheidung, 1518 den Transport von 4.000 afrikanischen Sklaven nach Jamaika zu genehmigen.
Doch auch hier änderte er später seine Meinung: „Ich bereute meine Entscheidung bald und hielt mich für schuldig, aus Unwissenheit gehandelt zu haben. Ich erkannte, dass die Versklavung der Schwarzen ebenso ungerecht war wie die Versklavung der Indianer.“ Drei Jahrhunderte vor der Emanzipationserklärung in den Vereinigten Staaten forderte Las Casas die Abschaffung der Versklavung der Afrikaner in Amerika.
Las Casas war also ein Kolonist, der die Kolonialisierung in Frage stellte, ein Sklavenhalter, der die Sklaverei in Frage stellte, ein gewaltsamer Missionar, der auf Zwang verzichtete. Er war ein reuiger Mann, der seine Mitchristen zur Umkehr aufrief. Er erkannte sein eigenes Fehlverhalten und wies auf das Fehlverhalten anderer hin. Er wusste, dass er den falschen Weg eingeschlagen hatte, und forderte die Christen auf, den richtigen Weg einzuschlagen. Er war außergewöhnlich, unermüdlich, polemisch, reumütig und besessen. Ein Kritiker schrieb damals über ihn: „Er ist eine Kerze, die alles in Brand setzt, wo immer er hinkommt.”
Las Casas bestand darauf, dass die christliche Ethik im Evangelium begründet sein müsse. Die Verkündigung und das Zeugnis Christi müssen unsere einzige Norm sein: Um zu wissen, wie wir sein und handeln sollen, müssen wir immer auf das Verhalten Christi schauen und ihm nacheifern, der nicht nur mit Worten, sondern auch mit Taten lehrt.
Darüber hinaus ist das Evangelium eine gute Nachricht – es ist verkündigungsorientiert. Wir sollten es mit unserem Leben verkünden und uns stets fragen: „Was werden diese Menschen von Christus denken, wenn sie uns sehen?“ Las Casas lernte dies aus der Geschichte des sterbenden Häuptlings, der die gute Nachricht aufgrund des Verhaltens der Boten nicht als solche annehmen konnte. Wir müssen Christus nicht nur nachahmen, sondern dies auch öffentlich tun. Es gibt, so schreibt Las Casas, „nur einen Weg, allen Menschen überall und zu jeder Zeit einen lebendigen Glauben zu vermitteln, der von der göttlichen Vorsehung festgelegt ist: den Weg, der den Verstand mit Gründen überzeugt und den Willen mit Sanftmut und Einladung gewinnt“. Nur wenn wir so leben, wird das Evangelium als gute Nachricht aufgenommen.
Dieses Verständnis von Mission veranlasste Las Casas, sich für die universelle Würde des Menschen einzusetzen. Für Las Casas ist „die ganze Menschheit eins“, weil Christus nur eine einzige Methode der Evangelisierung vorgegeben hat: „Christus hat geboten: ‚Geht hinaus, lehrt alle.‘ Niemand und kein Ort ist privilegiert. Wir dürfen nicht zwischen Orten oder Personen unterscheiden.“ Es darf keinen Platz für Rassismus, Zwang oder ungerechte Behandlung von Menschen geben, denn jeder Mensch ist Empfänger der guten Nachricht.
Wenn Christen Zwang ausüben, machen sie die frohe Botschaft zu einer schlechten Nachricht. „Wer möchte schon, dass ihm das Evangelium auf diese Weise verkündet wird?“ Wir müssen jeden Augenblick unseres Lebens so gestalten, dass die Menschen in unseren Worten und Taten eine Verkündigung des Evangeliums erfahren.
Die Frage „Mit welchem Recht?“ wird für Las Casas in der Verkündigung des Evangeliums nach dem Maßstab Christi beantwortet. „Nicht durch Krieg. Nicht durch Waffengewalt. Durch den Geschmack des Friedens. Durch eine Atmosphäre der Nächstenliebe, durch Werke der Güte, der Barmherzigkeit, der Bescheidenheit.“ Das Evangelium bedeutet, dass ich kein Recht auf Krieg, Ungerechtigkeit, Ausbeutung oder Härte habe. Ich habe nur das Recht, frei anzubieten, was mir angeboten wurde: Glauben, Hoffnung und Liebe.
Wenn das Leben eines Christen darin besteht, Christus nachzufolgen, dann leben wir dieses Leben ganz besonders in unserer Fürsorge für die Armen und Leidenden, denn, wie Las Casas sagt: „Sie sind unsere Brüder, erlöst durch das kostbare Blut Christi.“ Das Erlösungsopfer Christi hat die Menschheit zu einer Familie gemacht.
Aber die Unterdrückten müssen an erster Stelle stehen, denn „Gott hat ein besonderes Gedächtnis für die Kleinsten und Vergessensten“. Gott behält die Kolonisierten, die Versklavten, die Ungeborenen, die Flüchtlinge, die Armen, die vernachlässigten Alten und Kranken in seiner Erinnerung und verlangt, dass auch wir sie in unserer Nähe behalten. Die frohe Botschaft gilt in erster Linie ihnen.
Ein Sohn wurde vor den Augen seines Vaters ermordet. Für Las Casas war Sirach 34,24 keine Abstraktion. Es war das Bild des Sohnes Gottes am Kreuz, ermordet von uns. Es war auch das, was er in der Neuen Welt vorfand: „Jesus Christus, unser Gott, gegeißelt und gequält und geschlagen und gekreuzigt, nicht nur einmal, sondern tausendmal.“ Die Realität ist, dass diejenigen, die wir unterdrücken oder vernachlässigen, Christus, der Gekreuzigte sind. Richtig anzubeten bedeutet daher nicht nur, mit der Unterdrückung aufzuhören, sondern sich solidarisch mit dem gekreuzigten Christus in den Unterdrückten zu zeigen.
Ein alter priester nimmt an seinem Schreibtisch seine Feder zur Hand. Er schreibt an den Papst, dass die Indigenen „fähig sind, das Evangelium und das ewige Leben zu verstehen“. Der alte Bischof denkt über die vielen Erfolge und Misserfolge in seinem Leben nach. Er trug dazu bei, die Sklaverei in Mexiko zu beenden, und inspirierte unzählige Mönche, das Evangelium friedlich in die Neue Welt zu bringen. Auf seinem Schreibtisch liegt aber auch ein Brief indigener Führer, die ihn bitten, ihre Sache vor dem spanischen Gericht zu vertreten. Seine Versuche, die Vernichtung der indigenen Völker zu stoppen, wurden größtenteils ignoriert. Spanische Priesterseminare haben seine Aufforderung, indigene Männer zur Priesterausbildung zuzulassen, abgelehnt. Der afrikanische Sklavenhandel hat zugenommen, während die indigene Bevölkerung der Karibikinseln zusammengebrochen ist.
Verzweifelt er? Nein, er nimmt erneut Feder und Papier zur Hand. Das Evangelium verspricht ihm keinen Erfolg. In einer Welt, die Flüchtlinge ablehnt, Kinder abtreibt, alte Menschen euthanasiert, die Armen ausbeutet und das Evangelium ablehnt, ist auch uns kein Erfolg versprochen. Was uns stattdessen gegeben wird, ist „Güte, die hinausgeht und Güte, die zurückkommt“. Las Casas ruft uns auf, uns dieser Güte anzuschließen, mit ihm gemeinsam der in Christus inkarnierten Güte zu folgen, das Recht aller Menschen zu verteidigen, das Evangelium mit Liebe zu hören, und in Solidarität mit Christus, dem göttlichen Sohn, und allen gekreuzigten Söhnen und Töchtern des Vaters Gottesdienst zu feiern.