My Account Sign Out
My Account
    View Cart

    Subtotal: $

    Checkout
    illustration of meadow grasses

    Gesundheit ist Zugehörigkeit

    Vier Denker erweitern unser Verständnis von Krankheit und ihrer Heilung.

    von Edith Stein, Wendell Berry, Teresa von Ávila und Christoph Friedrich Blumhardt

    Dienstag, 14. Oktober 2025

    Verfügbare Sprachen: English

    0 Kommentare
    0 Kommentare
    0 Kommentare
      Abschicken

    Edith Stein

     

    Die seele eingesenkt in einen Leib, von dessen Kraft und Gesundheit ihre eigene Kraft und Gesundheit – wenn auch nicht allein und schlechthin – abhängt, der andererseits durch sie sein Sein als Leib – Leben, Bewegung, Form und Gestalt und geistigen Sinn – bekommt; auf dem Grunde der Sinnlichkeit, die ebenso sehr leibliches wie seelisches Sein ist, ein geistiges Sein, das als Verstandestätigkeit sich erkennend eine Welt erschließt, als Wille schaffend und gestaltend in diese Welt eingreift, als Gemüt diese Welt innerlich entgegennimmt und sich damit auseinandersetzt. Aber Maß und Verhältnis dieser Kräfte ist bei den Individuen sehr verschieden und ist auch bei Mann und Frau spezifisch verschieden …

    Es ist damit aber eine gewisse Gefahr verbunden. Wenn die richtige, naturgemäße Ordnung zwischen Seele und Leib bestehen soll (d. h. die Ordnung, wie sie der unverdorbenen Natur entspricht), dann muß ihm die nötige Nahrung, Pflege und Übung zuteil werden, die ein reibungsloses Funktionieren des Organismus bedingt. Sobald ihm mehr gewährt wird – und es entspricht seiner verderbten Natur, mehr zu verlangen – geschieht es auf Kosten der Seele, ihres geistigen Seins; statt ihn zu beherrschen und zu durchgeistigten, versinkt sie in ihm, und er verliert entsprechend von seinem Charakter als Menschenleib. Je intimer das Verhältnis von Seele und Leib ist, desto größer wird die Gefahr des Versinkens sein.

    Edith Stein, Frauenseele, Gesamtausgabe Band 13.

    illustration of plants, birds and butterflies

    Illustration von Becca Thorne, aus ihrer Marginal Habitats Linolschnitt-Serie. Verwendet mit Genehmigung.

    Wendell Berry

     

    Bei der heilung wird der Körper wieder in seinen ursprünglichen Zustand zurückversetzt.

    Er beginnt, aus eigener Kraft und nach seinen Instinkten wieder zu leben, soweit er dazu in der Lage ist. In dem Maße, in dem er dazu in der Lage ist, wird er von Medikamenten und mechanischen Hilfsmitteln unabhängig. Sein Appetit kehrt zurück. Er genießt das Essen und die Ruhe. Der Patient wird wieder in seine Familie und seinen Freundeskreis, in sein Zuhause, seine Gemeinschaft und seine Arbeit zurückgeführt.

    Dieser Prozess hat eine gewisse Natürlichkeit und Zwangsläufigkeit, ähnlich wie das Heranwachsen eines Kindes, aber die industrielle Medizin scheint dies nur zaghaft und unbeholfen zu begreifen. Zum Beispiel würde jeder normale Mensch annehmen, dass an einem Ort der Heilung Ruhe großgeschrieben wird, aber Krankenhäuser sind bekanntermaßen Orte, an denen man schlecht schläft. Es ist nachts laut, und die Routineeingriffe gehen unerbittlich weiter. Der Körper wird wie eine Maschine behandelt, die keine Ruhe braucht …

    In der Welt der Liebe streben Dinge, die durch Effizienz und Spezialisierung voneinander getrennt sind, danach, wieder zusammenzukommen. Und doch muss die Liebe sich dem Tod stellen, ihn akzeptieren und aus ihm lernen. Nur in der Konfrontation mit dem Tod kann die irdische Liebe ihr wahres Ausmaß, ihre Unsterblichkeit erkennen. Jede Definition von Gesundheit, die nicht töricht ist, muss den Tod einschließen. Die Welt der Liebe schließt den Tod ein, leidet unter ihm und triumphiert über ihn. Die Welt der Effizienz wird vom Tod besiegt; mit dem Tod hören alle ihre Instrumente und Verfahren auf. Die Welt der Liebe besteht weiter, und Trauer ist der Beweis dafür.

    Wendell Berry, Auszug aus “Health is Membership” from The Art of the Commonplace: The Agrarian Essays. Copyright © 1994, 2002 Wendell Berry. Nachdruck mit Erlaubnis von The ­Permissions Company, LLC im Namen von Counterpoint Press. Übers. aus dem Engl.

    illustration of a stream, fish and otters

    Teresa of Ávila

     

    All diese zeichen der Gottesfurcht kamen durch das Gebet zu mir; und das größte davon war, dass die Furcht von der Liebe verschlungen wurde – denn ich dachte nie an Strafe. Die ganze Zeit, in der ich so krank war, erstreckte sich meine strenge Gewissensprüfung auf alle Todsünden.

    O mein Gott! Ich wünschte mir Gesundheit, damit ich Dir besser dienen könnte; das war der Grund für mein ganzes Verderben. Denn als ich sah, wie hilflos ich durch die Lähmung war, obwohl ich noch so jung war, und wie die Ärzte dieser Welt mit mir umgingen, beschloss ich, den Himmel um Heilung zu bitten – denn ich wollte dennoch gesund werden, obwohl ich meine Krankheit mit großer Freude ertrug.

    Manchmal auch dachte ich, wenn ich meine Gesundheit wiedererlangen würde und dennoch für immer verloren wäre, wäre ich besser dran, so wie ich war. Aber trotz allem dachte ich, ich könnte Gott viel besser dienen, wenn ich gesund wäre. Das ist unsere Täuschung; wir fügen uns nicht absolut dem Willen unseres Herrn, der am besten weiß, was für uns gut ist … Ich weiß nicht, wie wir leben wollen können, da doch alles so ungewiss ist.

    Einst, o Herr, hielt ich es für unmöglich, dich so völlig zu verlassen; und jetzt, da ich dich so oft verlassen habe, kann ich nicht umhin, mich zu fürchten; denn als du dich nur ein wenig von mir zurückzogst, fiel ich sofort zu Boden. Gepriesen seist du in Ewigkeit! Obwohl ich dich verlassen habe, hast du mich nicht völlig verlassen, sondern bist wieder gekommen und hast mich aufgerichtet und mir immer deine Hand gereicht.

    Teresa of Ávila, The Life of St. Teresa of Jesus (London: Thomas Baker, 1904). Übersetzt aus dem Englischen.

    illustration of insects and meadow grasses

    Christoph Friedrich Blumhardt

     

    Das evangelium jesu christi hat zwei Seiten: Es ist erstens eine Kunde von der Vergebung unsrer Sünden; und im Geist wird uns dieses Evangelium zur Gewissheit gemacht, dass wir getrost sein können auf die Barmherzigkeit Gottes, in Jesu Christo erschienen … Aber das Evangelium Jesu Christi hat auch die andre Seite, dass es eine Kunde ist wider das Elend der Menschen; nicht nur der Sünde, sondern dem Elend, dem Tod, wird auch das Ende verkündigt, auch das Elend soll aufhören!

    … dass man nie einen rechten Trost bringt durch das Evangelium, wenn man immer nur auf das eine den Nachdruck legt: dass der Heiland uns unsre Sünden vergebe, im übrigen aber die Welt laufen lässt, wie sie läuft. Ebenso kann man keinen rechten Trost bringen durch das Evangelium, wenn man einseitig den Heiland zum Wundertäter machen und verkündigen wollte: „Seid getrost, ihr könnt beim Heiland gesund werden!“ – dabei man die rechte Pflege der Busse und des Glaubens vergisst, und es nicht zu einer Grundumänderung des Menschen kommt, zu einem Waschen der Seele durch das Blut des Lammes …

    … wie er bereit ist, die Sünden zu vergeben, so ist er nach Gottes Willen bereit, die Kranken zu heilen und wider die Krankheitsmacht in ihnen aufzutreten. Es zeigt sich nie am Heiland ein Widerstand, wenn man ihm Kranke bringt, und er hat Zeiten gehabt, da wohl nur wenig Sünder kamen, sondern nur Kranke …

    O, lasset die Kranken zu euch kommen; jeder Christ – ich möchte sagen: alle miteinander wollten zusammenstehen, nicht um allerlei Manipulationen zu machen und Heilungen aufzubringen – wir haben nicht zu heilen – aber wir können verkündigen, dass in Jesu das Evangelium da ist wider die Sünde und wider das Elend. Darum kommet, ihr Kranken!”!

    Christoph Friedrich Blumhardt, Jesus ist Sieger, Rotapfel-Verlag 1937.


    Zur Künstlerin: Becca Thorne ist eine britische Illustratorin und Linolschnittkünstlerin. Ihre Arbeiten konzentrieren sich auf Themen wie Tierwelt, Natur, Geschichte und Folklore, mit Schwerpunkt auf dem Naturschutz. Ihre hier gezeigte Serie „Marginal Habitats“ untersucht die Vielfalt der miteinander verbundenen Flora und Fauna, die gesunde Ökosysteme ausmachen.

    Von EdithStein Edith Stein

    Edith Stein (1891–1942) stammte aus einer strenggläubigen jüdischen Familie. Im Alter von 30 Jahren konvertierte sie zum Katholizismus und legte später das Gelübde als Karmelitin ab. Im August 1942 wurde sie von den Nazis in Auschwitz ermordet.

    Mehr lesen
    Von WendellBerry Wendell Berry

    Wendell Berry (geb. 1934) ist ein amerikanischer Schriftsteller, Dichter, Essayist, Umweltaktivist, Kulturkritiker und Landwirt.

    Mehr lesen
    Von Teresa Of Avila Teresa von Ávila

    Teresa von Ávila (1515–1582) war eine spanische Nonne und Mystikerin.

    Mehr lesen
    Von ChristophFriedrichBlumhardt2 Christoph Friedrich Blumhardt

    Christoph Friedrich Blumhardt (1842–1919) war Pfarrer in Bad Boll, Deutschland.

    Mehr lesen
    0 Kommentare