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    Zauber der Stille

    Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten

    von Hendrikje Machate

    Donnerstag, 11. Dezember 2025
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    Zauber der Stille: Caspar David Friedrichs Reise durch die Zeiten | Florian Illies | (S. Fischer Verlag, 256 Seiten)

    Florian Illies nimmt uns in Zauber der Stille nicht mit zu einer chronologischen Biografie, sondern auf eine Reise durch die Kunstgeschichte und das kollektive Gedächtnis zu Caspar David Friedrich, jenem kauzigen Maler und Sonderling der Romantik. Illies versammelt hier erstaunliche und verblüffend detailliert recherchierte Zusammenhänge zwischen Schicksalen und Begebenheiten. Es werden Parallelen zwischen Werk, Menschen, Zeitgeschehen aufgedeckt und in flüssiger Erzählweise aufbereitet. So manches Mal muss man dabei schmunzeln, vor allem aber auch staunen. Wir erfahren, wie Böses und Gutes sich überlagern und wie Vergessen und Erinnern einander manchmal ganz verdrängen.

    Genial ist die Aufteilung des Buches in Kapitel, die den vier Elementen Feuer, Wasser, Erde und Luft gewidmet sind. Dies verleiht den manchmal zusammenhanglosen Anekdoten eine Struktur. Diese Vorgehensweise ist so ungewöhnlich wie man es von Illies‘ Schreiben gewohnt ist. Es wird zum Beispiel erzählt, wie das Feuer in mehrfacher Hinsicht sein Leben und Nachleben prägte: in den Bildern selbst, in Friedrichs Innerlichkeit, im Verlust zahlreicher seiner Werke durch Brände oder Kriegsschäden und auch metaphorisch. Mittlerweile wäre es fast egal, wenn Bilder von Caspar David Friedrich verbrennen – auch wenn wir das nicht hoffen –, denn er ist bereits unsterblich. Doch dies wurde er erst lange nach seinem Tod durch Zufälle und durch das Bestreben und Wirken Einzelner, wie auch durch unrühmlichere Politik. Zwischenzeitlich war er fast vergessen, erfahren wir. Doch trotz seines nach und nach erheblich dezimierten Oeuvres kennen wir ihn heute weltweit als den Inbegriff deutscher romantischer Malerei.

    Illies gelingt der Spagat zwischen grandioser Erzählweise und Leichtigkeit – seine Sprache bleibt elegant, wird nie zu einem wissenschaftlichen Aufsatz. Das Buch liest sich stellenweise wie ein Film oder wie eine Ansammlung von Clips. Einige der Anekdoten und Querverweise (z. B. wie Friedrichs Bilder bis zur Mafia gelangten) wirken unterhaltsam. Gelegentlich spürt man jedoch eine Überdehnung, die bei „unnützem Wissen“ landet und dabei Tiefergehendes vermissen lässt. Die Fülle an Verweisen und die weite Streuung der Zeitachsen bis in die Gegenwart kann störende Sprünge erzeugen.

    Man lernt durch das Buch jedenfalls auch etwas über die Romantik im Ganzen und kann ihre Bedeutung und Rolle für die Geschichte einordnen. Der Mensch hinter diesen zwar so innerlichen, aber seit ihrem Erschaffen so viele Betrachter auf je eigene Weise ansprechenden Bildern wird plötzlich nahbarer und plastisch erfahrbar als lebendige Figur in der Geschichte. Es sind nicht nur Landschaften, sondern Seelenlandschaften, die wir in Friedrich erblicken. Das Buch macht deutlich, wie die Kunst das Leben beeinflusst. Wer sich darauf einlässt, wird bereichert – und vermutlich nach dem Lesen mit anderen Augen auf die Landschaften und Rückenfiguren Friedrichs blicken. 

    Tipp: Am besten beim Lesen einen Katalog mit den Bildern Friedrichs aufgeschlagen halten oder diese parallel heraussuchen und betrachten. So wird die Lektüre zu einem kontemplativen Erlebnis. Sie weckt Sehnsucht wie die Gemälde von C.D. Friedrich.

    Von Hendrikje Margareta Machate Hendrikje Machate

    Hendrikje Margareta Machate studierte Philosophie, Germanistik und Geschichte.

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