My Account Sign Out
My Account
    View Cart

    Subtotal: $

    Checkout
    Tony Taj, The Skyline, mixed media on canvas, 2011, detail

    Kleine Gnadenakte

    Die Entstehung einer Gemeinschaft in Pittsburgh

    von Brandon McGinley

    Donnerstag, 19. März 2020

    Verfügbare Sprachen: français, English

    0 Kommentare
    0 Kommentare
    0 Kommentare
      Abschicken

    Diese Geschichte beginnt mit einem Ereignis, das ich für einen Misserfolg hielt. So geschehen am 19. März 2016, dem Fest des Heiligen Josef. Die E-Mail, die ich an Freunde in der Nähe von Pittsburgh geschickt hatte, lautete wie folgt:

    Ich möchte Euch zu einem Potluck-Essen einladen … um darüber zu sprechen, wie junge Katholiken effektiv mit den Herausforderungen einer modernen säkularen (und säkularisierenden) Gesellschaft umgehen können. Es war schon immer üblich, dass Katholiken Gemeinschaften zur gegenseitigen Unterstützung bilden, z.B. spirituell, sozial und finanziell – oft basierend auf Wohnvierteln, Pfarreien und anderen Organisationen. Wie können wir in der heutigen Zeit Gemeinschaften bilden, die das spezifisch Katholische zum Ausdruck bringen, sich aber auch in der Welt darüber hinaus engagieren? Wie können wir uns gegenseitig besser unterstützen?

    Das Problem bei der Veranstaltung waren die Teilnehmer – und zwar viel zu viel Teilnehmer! Neben der Organisation von Essen, Sitzmöglichkeiten und Kindern ergab sich nicht viel Gelegenheit zum tatsächlichen Gespräch, und wo dies doch zustande kam, war es unzusammenhängend und unkonzentriert. Offensichtlich bestand ein Interesse daran, ein gemeinsames Leben zu gestalten, um der Entfremdung durch einen säkularen Liberalismus entgegenzuwirken, aber wir hatten nicht einmal herausgefunden, wie wir darüber sprechen könnten.

    In den fast vier Jahren seit diesem Potluck-Essen sind einige der damals geladenen Personen in andere Städte oder in andere Gegenden unserer Stadt gezogen. Einige von uns haben sich jedoch in einem Viertel namens Brookline, im südlichen Pittsburgh, niedergelassen. Ohne uns absichtlich darum zu bemühen, haben wir die abstrakten Vorstellungen, die wir bei dem chaotischen Treffen damals besprechen wollten, in die Realität umgesetzt.

    Niemand hat beschlossen, dass in Brookline eine richtige Kommunität entstehen sollte. In unserem Freundeskreis waren wir die zweite Familie, die vor allem wegen des Wohnungsangebots, der zu Fuß erreichbaren Ziele und der Lebenshaltungskosten in dieses Viertel gezogen ist. Es war natürlich auch von Vorteil, dass wir nur drei Häuserblocks von unseren Freunden entfernt leben würden.

    Tony Taj, The Skyline, Mischtechnik auf Leinwand, 2011

    Tony Taj, The Skyline, Mischtechnik auf Leinwand, 2011

    Dann aber zog noch eine dritte befreundete Familie in ein Haus quer gegenüber dem ersten. Wie praktisch! Nun konnten drei Familien jeweils zum Haus der anderen gehen, um gemeinsam zu kochen, Geburtstage zu feiern, oder Karten zu spielen. 2016 haben wir dann festgestellt, dass es tatsächlich sieben Familien gab, die alle entweder im Süden Pittsburghs oder in den nahe gelegenen Vororten lebten und die viel Zeit miteinander verbrachten.

    Wir hatten ein weiteres Treffen, nur diese sieben Familien. Dieses Mal jedoch waren wir schlauer und haben einen Teenager damit beauftragt, die Kinder zu hüten, während die Eltern sich austauschten. In unseren Gesprächen wurde uns bewusst, dass es etwas gab, das sich wie von allein entwickelte: Nähe, gemeinsame Werte, und Kinder im ungefähr gleichen Alter trugen dazu bei, eine Verbindung zwischen uns herzustellen. Also haben wir beschlossen, etwas zu tun, um diese Freundschaften zu festigen und weiterzuentwickeln, anstatt zu riskieren, dass sie durch die kleinen Entfremdungen, Veränderungen und Ängste des Alltags wieder aufgerieben würden.

    Wir haben einen Online-Gruppenchat eingerichtet, damit wir den ganzen Tag über in Kontakt bleiben können, um Hilfe und Gebet zu erbitten oder anzubieten, Veranstaltungen zu planen, Rat zu suchen, oder einfach nur um über die neuesten Possen unserer Kinder zu plaudern. Dabei ging es stets ausdrücklich darum, echte Beziehungen zu begleiten und zu unterstützen und niemals darum, diese zu ersetzen. Wir haben uns auch dazu verpflichtet, einander uneingeschränkt Zeit und Aufmerksamkeit zu gewähren und miteinander zu teilen, ohne auf Leistung und Gegenleistung bedacht zu sein, und einander – in dem Maße, in dem wir einander vertrauen lernen – immer mehr als Familie zu behandeln.

    Von Anfang an habe ich immer von „Gemeinschaft“ gesprochen, um diese Bemühungen in Worte zu fassen. Ich neige dazu, in großen und abstrakten Konzepten zu denken, deswegen war meine Vorstellung sehr umfassend. Diese Freunde versuchten jedoch immer wieder, mich etwas zurückzuhalten, und nach einiger Zeit hatte ich es endlich verstanden: wir waren nicht dabei eine Gesellschaft zu konstruieren, sondern einfach nur, wie echte Freunde zu leben.

    Meine Familie befand sich auf einem Highway in Virginia als wir auf unseren Mobiltelefonen eine Nachricht erhielten. Es war eine Benachrichtigung aus dem Gruppenchat, eine sehr dringende Nachricht: Einer der Söhne unserer Freunde benötigte dringend unser Gebet. Einzelheiten wurden nicht genannt, aber es war besonders beunruhigend, dass die Nachricht nicht von seinen Eltern selber kam. Was auch immer geschehen war, sie waren anscheinend nicht in der Lage, es selbst zu posten.

    Wir konnten sie auch nicht direkt unterstützen. Aber wir konnten beten. Auf unserem Weg über die dunklen Landstraßen von Virginia beteten wir also zusammen mit unseren Kindern. Wir fühlten uns dabei auch mit unseren Freunden verbunden, die zu Hause beteten oder vielleicht anderswo unterwegs waren und dort beteten.

    Wie wir später herausfanden, war der Junge von einem Baum gefallen und mit dem Kopf gegen eine Wurzel geschlagen. Bei dieser Verletzung wäre beinahe der Hörnerv durchtrennt und die Halsschlagader verletzt worden. Aber es war nochmal gut gegangen und er ist nun wieder ganz gesund.

    Heute leben sechs unserer sieben Familien in Brookline. Bemerkenswert ist, dass die siebte Familie, die aufgrund der Tätigkeit des Vaters in einem Vorort wohnen muss, quer durch ihren Stadtteil gezogen ist, um so nah wie möglich an unserem Viertel zu sein. Niemand hat diese Familien gebeten, umzuziehen. Wir haben uns nie dazu verpflichtet, nahe beieinander zu wohnen. Die Vorteile waren jedoch offensichtlich, deshalb haben wir alle ohnehin anstehende Umzüge schnell durchgeführt und uns mit Hab und Gut dann nur fünf oder zehn Minuten voneinander entfernt niedergelassen.

    In einer Stadt mit vielen katholischen Vierteln war Brookline einst eines der dynamischsten. Seine Pfarrei, die Auferstehungskirche, war die größte Pfarrei mit der größten Schule in der Diözese. Es gibt zwar keine aktuellen Umfragen über unser Viertel, aber man kann annehmen, dass „ehemaliger Katholik“ die häufigste religiöse Identität unter unseren Nachbarn ist.

    Es ist eine Versuchung, wieder zu den guten alten Zeiten in der Mitte des letzten Jahrhunderts zurückkehren zu wollen. Und manchmal fühlt es sich auch so an, zum Beispiel wenn ich mich aus dem Fenster unseres Minivans lehne, um mit einem der Jungs unserer Freunde auf seinem Fahrrad zu plaudern. Aber bei Freundschaft geht es nicht darum, sich an irgendein geschichtliches Vorbild anzupassen. Es geht darum, uns selbst Christus anzupassen, und zwar genau unter den Umständen, die wir von Gott empfangen haben.

    Brookline-Familien versammeln sich auf einem Bürgersteig in Pittsburgh.

    Brookline-Familien versammeln sich auf einem Bürgersteig in Pittsburgh.
    Fotos mit freundlicher Genehmigung des Autors

    Es ist inspirierend, andere Beispiele dafür zu sehen, auch wenn wir ihre Radikalität nur in bescheidenem Maße teilen. Meine Familie hat zweimal das Bruderhof-Haus in Pittsburgh besucht, wo Studenten aus den Gemeinschaften New Meadow Run und Spring Valley während des Studiums leben, und wir würden gerne noch öfter zu Besuch kommen. Ich hatte auch das Glück, die Foxhill-Gemeinschaft im Hudson Valley besuchen zu können. Solche Orte und die Menschen, deren Liebe zu Christus und ihrem Nächsten sie mit Leben und Frieden erfüllt, geben uns die Gewissheit, dass christliche Gemeinschaft auch heutzutage nicht nur möglich, sondern auch wesentlich ist.

    Die Wahrheit ist nämlich, dass die alten Lebensumstände uns nicht mehr zur Verfügung stehen – egal was ihre Vorzüge und Nachteile waren. Diese alten Stadtviertel wurden auf dem Boden einer christlichen Kultur gegründet, die es so schon lange nicht mehr gibt – zum Teil aufgrund der gottvergessenen Lasterhaftigkeit genau der Viertel, deren Lebensspender diese Kultur war. Was auch immer wir jetzt tun, und wie auch immer wir weiter vorgehen, es muss im klaren Verständnis geschehen, dass wir fast ganz von Grund auf neu beginnen. Bei unserem Projekt geht es nicht um eine Rückgewinnung oder Wiederherstellung, sondern darum, die ersten Balken des Gerüsts zu verlegen, das eine Wiedergeburt eines auf Gemeinschaft beruhenden christlichen Zeugnisses in den kommenden Jahrzehnten und Generationen unterstützen kann.

    Ich war mit ein paar der Väter aus der Nachbarschaft zum Golfen verabredet. Als ich jedoch einen von ihnen vorher anrief, um ihn zu erinnern, konnte ich an seiner Stimme hören, dass etwas nicht stimmte: Die drei Jungen einer anderen Familie waren gerade bei ihnen, weil deren schwangere Mutter schwere Komplikationen in ihrer Schwangerschaft erlitten hatte. Die Ultraschall-Untersuchung zeigte, dass das Kind in ihrem Bauch gestorben war.

    Die trauernden Eltern kamen zurück, um ihre anderen Kinder abzuholen und mit ihren Freunden zu weinen. Ein paar Tage später luden wir sie zu uns ein, es war am Abend bevor die Mutter den toten Körper ihres Kindes zur Welt bringen sollte. Ihr Mann bemerkte, dass sie zu einem lebenden Abbild der Pietà geworden war. Ich dachte daran, wie er mich umarmt hatte, als er mir zum ersten Mal von der Schwangerschaft erzählte.

    Die Familie bereitete eine Beerdigung für Baby Angelus vor; Bestattungsinstitut und Friedhof stellten alles kostenlos zur Verfügung. Alle Kinder, die alt genug waren, warfen mit einer kleinen Schaufel Erde in das winzige Grab. Wer miteinander gespielt hatte, trauerte nun auch miteinander. Zu teilen bedeutet, Freude und Leid zu teilen. Wer das Leben miteinander teilt, teilt auch den Tod miteinander.

    Wir denken oft, dass es Ehepaare sind, die die Ur-Elemente einer christlichen Gemeinschaft darstellen, aber das ist nicht alles. Natürlich ist es die Aufgabe der Eheleute, zusammen mit ihrem Schöpfer die nächste Generation zu zeugen. In der christlichen Vorstellung nimmt daher ein Haushalt mit Eltern und ihren Kindern nach dem Vorbild der Heiligen Familie zu Recht eine hervorgehobene Stellung ein. Aber sich nur auf die Kernfamilie zu konzentrieren birgt die Gefahr, das Leben in Fülle, von dem Jesus spricht (Joh 10,10) auf biologische Fruchtbarkeit zu reduzieren. Das wird dem Evangelium nicht gerecht. Innerhalb der Kirche sät und nährt die geistliche Fruchtbarkeit der Gnade die Gegenwart Gottes unter uns und ermöglicht dadurch in diesem Leben die echte Gemeinschaft der Menschen.

    Mit anderen Worten: Freundschaft ist fruchtbar. Nähe und Solidarität schaffen nicht nur die materielle, soziale und spirituelle Stabilität, die uns das Vertrauen gibt, mehr Kinder willkommen zu heißen, sondern auch Beziehungen, in denen man sich gegenseitig hilft und zur Seite steht, so dass Gottes Gnade durch sie strömen kann. Und weil echte Freundschaft sowohl spirituell als auch physisch ist, ist sie auch sakramental. In der katholischen Kirche gelten die Sakramente als „wirksame Zeichen der Gnade“, die die von ihnen bezeichneten geistigen Realitäten ins Leben rufen. Es gehört zwar nicht zu den sieben Sakramenten, einer frisch entbundenen Mutter Essen zu bringen, einem von Problemen gebeutelten Vater Mut zu machen, oder das Kind einer anderen Familie sanft zurechtzuweisen, aber dies sind Akte des dienenden Vertrauens, durch die Gnade vermittelt wird.

    Zusammengenommen bilden diese kleinen Akte einen Nährboden, in dem göttliches Leben pulsiert. Sie bilden die Grundlage für ein Zusammenleben auf eine Weise, deren Verletzlichkeit unsere säkular-individualistische Kultur als erschreckend und deren Selbstlosigkeit sie als unsinnig empfindet.

    Und dennoch sind die Leute angesichts der Möglichkeit authentischer Gemeinschaft fasziniert und begeistert. Das liegt daran, dass wir Menschen wissen, dass ein Leben als isoliertes Individuum oder als eine isolierte Familie nicht so ist, wie es sein sollte. Irgendwo tief in unseren Seelen sind die Worte eingeprägt, „Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei“.

    Es wird nun deutlich, dass es bei unserem Experiment in Brookline um viel mehr geht als nur um Freundschaft. Mehrere Familien sind neu in die Nachbarschaft gezogen – manche, die sich an unserer kleinen Runde beteiligen wollten, und andere, die zufällig auf uns gestoßen sind – und wir haben auch ein paar einbezogen, die bereits hier lebten. Wir hoffen, Menschen in verschiedenen Lebensphasen anzuziehen – jung, alt, ledig, kinderlos – aber niemand weiß, wie man das anders machen sollte, als nur einfach die uns von Gott gegebenen Möglichkeiten zu nutzen.

    Es ist unbestreitbar, dass wir inzwischen dabei sind, eine Gemeinschaft aufzubauen. Das anzuzweifeln würde bedeuten, die Fruchtbarkeit der Gnade zu unterbinden; es würde bedeuten, die Lektion zu ignorieren, die wir vor ein paar Jahren gelernt haben, als wir uns bewusst wurden, dass etwas geschah und wir uns dafür eingesetzt haben, dass es weiterhin geschehen konnte. Gemeinschaft ist eine natürliche Erweiterung von Freundschaft, die vor allem heutzutage einer gewissen Absichtlichkeit bedarf, um sie anzuregen und zu pflegen.

    Diese ersten Freundschaften bleiben das Herzstück des gesamten Systems, das allem Kraft und Mittelpunkt verleiht. Aber die Gnade nimmt zu. Das bedeutet, dass es neue Freundschaften, neue lebensspendende Kerne der Sakramentalität geben wird, die im Laufe der Zeit dann ein unendlich kompliziertes Mengendiagramm himmlischer Interventionen formen werden.

    Eines Nachmittags im Spätsommer trafen sich mehrere Familien, von denen einige neu zu uns gestoßen waren, zum Eisessen bei Scoops am Boulevard. Wir beteten den Rosenkranz, während wir die Hauptstraße entlang gingen, dann verstopften wir mit unseren Kindern, die alle ganz klebrige Finger hatten, den ganzen Bürgersteig, bis eine unserer neuen Familien vorschlug, dass wir eine Straße weiter zu ihnen nach Hause gehen könnten.

    Daraufhin gingen wir alle einen der steilen Hügel hier in Pittsburgh hoch und versammelten uns dann auf ihrer großen Terrasse. Die Kinder rannten und rannten, während die Eltern redeten und redeten, dabei wurden Babys geschaukelt und Limonade eingeschenkt.

    Es dämmerte schon, als wir alle unsere laut protestierenden Kinder einsammelten, um uns auf den Heimweg zu machen. Mindestens eines unserer Kinder ist schon auf dem Weg nach Hause eingeschlafen.

    Es klingt so idyllisch, aber oft ist es auch wirklich so. Im jeweiligen Moment ist man natürlich oft damit beschäftigt, dass die Kinder sicher sind und sich einigermaßen benehmen, so dass der Segen, zusammen zu sein, ein bisschen abstrakt wirkt. Aber fast immer sagen wir auf dem Heimweg oder in den letzten Momenten vor dem Einschlafen: „Bin ich froh, dass wir dort waren. Es war ein guter Tag.“

    Wir wissen, dass es immer Probleme geben wird. Aus dem Unfug kleiner Kinder wird der Unfug großer Kinder. Und natürlich können auch Erwachsene Vertrauen missbrauchen. (Ich habe hier absichtlich keine spezifischen Probleme angesprochen, um die Privatsphäre aller Beteiligten zu schützen.) Unter uns haben wir stets ehrlich darüber gesprochen, und wir bemühen uns, das gegenseitige Vertrauen zu stärken, damit wir auch ernste Probleme, so Gott will, offen angehen können.

    Im Moment fühlen wir uns jedoch über alle Maßen mit Frieden und Harmonie gesegnet. Im Moment – und hoffentlich auch in der Zukunft – sind wir zuversichtlich, dass wir auf einer tragfähigen Grundlage stehen.

    Denn in Wahrheit ist es tragfähig, weil die Tragfähigkeit der Gnade unendlich ist.

    Die Angst, dass unser Vertrauen enttäuscht werden könnte, gilt als realistische Reaktion auf die christliche Wahrheit des Sündenfalls und unsere nicht vermeidbare Zerbrochenheit. Aber wenn eine scheinbar weise Vorsicht uns daran hindert, uns füreinander aufzuopfern, dann wird daraus ein Zweifel an der heilenden Kraft der Gnade – womit der Zusammenhalt untergraben wird, der aller Freundschaft, Gemeinschaft und Gesellschaft zugrunde liegt. Am Ende schützen wir uns damit nicht vor der möglicherweise für uns schädlichen Zerbrochenheit anderer, sondern versumpfen stattdessen in unserer eigenen.

    Wenn Brookline das fruchtbare Vorbild für christliche Gemeinschaft werden soll, wird es weder eine Vorlage sein, die man einfach kopieren kann, noch, Gott bewahre, eine gefeierte „Vorzeigegemeinschaft“. Vielmehr wird es ein Ort sein, wo die heilende Kraft der Gnade einfach wirken darf, und wo Menschen mit völlig unterschiedlichen Persönlichkeiten, Stärken und Schwächen ihr Leben und Sterben in der Sicherheit unserer gemeinsamen Identität in Christus miteinander teilen dürfen.

    Der bischöfliche Wahlspruch von David Zubik, Bischof von Pittsburgh, lautet: „Für Gott ist nichts unmöglich.“ Ich gebe zu, dass ich schon lange das Gefühl hatte, dass dies im Vergleich zu den üblichen vollmundigen lateinischen Wahlsprüchen etwas fade klang. Jetzt aber sehe ich seine Erhabenheit. Und vielleicht – vielleicht – ist Brookline in der Lage, dieser Stadt jene Erhabenheit zu zeigen.

    Von BrandonMcginley Brandon McGinley

    Brandon McGinley ist Schriftsteller, Redakteur und Vortragsredner, dessen Arbeit in Publikationen wie First Things und dem Catholic Herald erschienen ist. Er lebt mit seiner Frau und vier Kindern in Pittsburgh.

    Mehr lesen
    0 Kommentare