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    Morning over the bay

    Sei dankbar für alles

    von Leandra Hine

    Montag, 28. August 2023
    2 Kommentare
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    • Ursula Sohsalla

      Vielen Dank. Alice Herz-Sommer ist ein wunderbares Vorbild. Ich möchte ihre Ratschläge beherzigen und mit meiner Tochter und Enkelin darüber sprechen.

    • Radegundis Magdalena Burkhardt

      Vielen Dank für das Interview mit Alice Herz-Sommer. Sie wird mein großes Vorbild sein!

    Am 23. Februar 2014 starb in London die aus Prag stammende Alice Herz-Sommer im Alter von 110 Jahren. Verschiedene internationale Nachrichtensendungen berichteten über sie als eine der ältesten Überlebenden des Holocaust. Vor einigen Jahren konnte Leandra Hine in London Alice Herz-Sommer besuchen. Leandra schrieb damals den folgenden Artikel:

    Vor kurzem hatte ich die Freude, mit Alice zu sprechen, einer Frau, die das erstaunliche Alter von 106 Jahren erreicht hat. Als ich ihre Wohnung im Norden Londons betrat, wo sie noch selbständig lebt, kam sie mir mit herzlich ausgebreiteten Händen entgegen. Sofort fühlte ich mich willkommen. Ihr ganzes Wesen strahlt beeindruckenden Optimismus aus. Schon nach wenigen Minuten war ich ganz überwältigt von ihrer einfachen Art, überall Schönheit und Freude zu entdecken, besonders in der Musik und in der Natur. Nicht nur ist es erstaunlich, solche Eigenschaften bei einer 106-Jährigen zu finden, sondern zudem sind sie angesichts ihrer Lebensgeschichte eigentlich unglaublich.

    Alice Sommer Herz ist 1903 in Prag geboren und lebte dort während beider Weltkriege. Der Zweite Weltkrieg hatte für Alice tiefgreifende Folgen. Wegen ihrer jüdischen Abstammung wurde ihr bis dahin bequemes und sorgloses Leben total umgekrempelt. Schon von Jugend an war sie eine begabte Konzertpianistin und auf dem Höhepunkt ihrer Berühmtheit, als Hitlers Antisemitismus in ihr Leben einbrach. Sie hatte inzwischen geheiratet und war Mutter eines kleinen Sohnes. Langsam, Schritt für Schritt, wurde sie in ihren Rechten eingeschränkt. Sie durfte bestimmte Dinge nicht mehr kaufen und sie musste den gelben Davidsstern tragen, um als Jüdin erkennbar zu sein. Als erstes wurde Alices Mutter deportiert und 1942 von den Nazis umgebracht. Im folgenden Jahr wurde sie mit ihrer Familie nach Theresienstadt deportiert, einem „Musterkonzentrationslager“, mit dem die Nazis auf die internationalen Inspektoren einen guten Eindruck machen wollten. Von dort wurde ihr Mann nach Auschwitz und später nach Dachau verschleppt, wo er an Typhus starb. Wie durch ein Wunder überlebten Alice und ihr Sohn; beide wurden am Ende des Zweiten Weltkriegs befreit.

    Während all dieser schrecklichen und traumatischen Erlebnisse war Musik eine von Alices wichtigsten Lebenshilfen. Klavierspielen gab ihr inneren Halt und besänftigte ihre Seele. In Theresienstadt war es den Gefangenen erlaubt Instrumente zu spielen, um auf die Inspektoren einen guten Eindruck zu machen. Alice gab hunderte von Konzerten und lernte einige der schwierigsten Stücke. Sie sagt, dass sie das glücklich machte.

    Alice hat eine erstaunliche und beeindruckende Einstellung zum Leben. Nicht lange nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde ihr klar, dass „Hass nur weiteren Hass erzeugt“ und in diesem Sinne erzog sie auch ihren Sohn. Sie glaubt, dass jedem Menschen sowohl gute als auch schlechte Eigenschaften angeboren sind; in einigen überwiegen die guten und in anderen die schlechten. Dieser Glaube macht es ihr möglich, das Böse, das ihr angetan wurde, zu akzeptieren. Sie sagt: „Ich kenne das Schlechte, aber ich halte nach dem Guten Ausschau.“ Alice ist davon überzeugt, dass ihre Eigenschaft, immer auf das Gute zu schauen, der Grund für ihr langes Leben ist.

    In ihrem langen Leben hat Alice die Fähigkeit erworben, Wichtiges vom Unwichtigen zu unterscheiden. Sie sagt, dass das Leben wunderbar ist und auch, dass Arbeit die beste Erfindung sei und dass Musik die Menschen reich macht.

    Heute ist alles im Leben für Alice ein Wunder: der Verstand, die Natur und die Musik (sie übt immer noch täglich auf dem Klavier). Sie sagt, je älter sie wird, umso schöner sei das Leben und umso mehr wisse sie es zu schätzen. Selbst die „Schwierigkeiten“ hätten sie „reicher“ gemacht. Alice schaut auf die Schönheit des Lebens und der Natur und wundert sich, dass inmitten all dieser Schönheiten die Menschen Böses tun können.

    Jeder, der sich durch die Lebensumstände bedrücken lässt oder Groll mit sich herumträgt sollte sich Alices Haltung zum Vorbild nehmen und ihrem erstaunlichen Beispiel folgen. Dann werden sich hoffentlich Lebensmut und Befreiung einstellen.

    Hier einige Zitate aus dem Gespräch mit Alice Sommer Herz:

    „Je mehr Schwierigkeiten du begegnest, je schwerer die Dinge sind, durch die du durch musst, umso reicher wird dein Leben sein. Ein einfaches Leben – täglich nichts anderes als zum Supermarkt zu gehen – ist so langweilig! Wo steckt darin der Sinn?“

    „Vergeben – das ist die Hauptsache im Leben. Wir sind keine Engel! Wir sind Menschen, und wir alle werden uns gegenseitig verletzen. Wir alle haben Böses in uns wie auch Gutes. Deshalb können wir nicht ohne Vergebung leben. Wir müssen vergeben, vergeben, vergeben – immer und immer wieder.“

    „Gutes und Böses können nie ohne einander existieren – gerade so wie das Licht kein Licht ist ohne Dunkelheit. Verstehst du? Es muss sowohl das Gute als auch das Böse geben und es ist deine Sache, für was du dich entscheidest, für was du leben willst.“

    „Hass bringt uns nicht weiter. Der Feind wird nicht besser, wenn ich ihn hasse. Er wird mich nur noch mehr hassen. Ich kann ihn nur ändern, wenn ich ihm helfen kann zu sehen wie schön die Welt ist – wie wunderbar das Leben ist.“

    „Mein Rat für eine junge Frau? Denke dran, dass eine Frau mit einer besonderen Krone gesegnet ist – Mutterschaft. Das ist der Höhepunkt im Leben jeder Frau, wenn sie Glück hat. Mutter sein! Wie wunderbar sind kleine Kinder! Natürlich ist es nicht leicht, in unserer heutigen Welt Kinder zu erziehen. Das kann im Gegenteil sehr schwierig sein. Die Hauptsache ist Geduld. So oft war ich versucht ärgerlich zu sein. Es ist so leicht, sich zu ärgern. Geduld…. Das ist sehr wichtig.“

    „Was die Natur, die Wissenschaft und die Technologie des vergangenen Jahrhunderts betrifft: Es ist alles ein Wunder – vom Internet bis zu den Videos, in denen mein Sohn wieder lebendig für mich wird, wenn ich sehe, wie er Cello spielt. Aber besonders wunderbar ist die Natur! Stell dir einfach mal eine Blume vor – woher bekommt eine rote Blüte ihre rote Farbe? Oder eine blaue ihr Blau? Das ist das Wunder der Schöpfung! Ist nicht das ganze Leben ein Wunder?“

    „Mein Rat an die Jugend? Lerne, lerne, lerne. Höre niemals auf zu lernen. Es gibt so viel zu entdecken. Und halte deine Augen offen. Wenn du genau hinschaust, wirst du immer wieder was Neues entdecken, das dich begeistert. Oft kann man sogar einen Wert in etwas entdecken, das zunächst böse aussieht. Und eins noch will ich dich fragen: Wie ist deine Beziehung zu deinen Eltern? Zum Beispiel zu deiner Mutter: Ist sie deine Freundin? Sprichst du mit ihr? Das ist so wichtig: dass man offen miteinander reden kann. Und sei dankbar. Ich habe eine Freundin, die sich ständig über irgend etwas beklagt – über ihr Alter, über das Wetter, über das Essen auf Rädern … Man kann sich entscheiden: entweder beklagt man sich oder man ist dankbar. Deshalb sage ich zu ihr: ‚Sei dankbar!‘ Es ist wirklich möglich: Wir können es lernen für alles dankbar zu sein, das uns begegnet!“

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