Subtotal: $
Checkout-
Bist du ein Baum?
-
Keusche Kreaturen
-
Lesen im Buch der Natur
-
Leserreaktionen
-
Ein Schulabschluss für Migranten aus Myanmar
-
Einblicke in die Nyansa Classical Community
-
Maximus der Bekenner
-
Rezension: Yellowface
-
Der Kreaturen Kummer
-
Begegnung mit dem Wolf
-
Saskatchewan, Gelobtes Land
-
Lebendige Böden
-
Wunderbare Motten
-
Die Sprache der Blumen
-
Löwenzahn: eine Apologie
-
Der Gott der Wüste
-
Wellenbrecher
-
Im Zeichen des Lammes
Gemeinschaftsgarten
Kinder helfen in einem Gemeinschaftsgarten in Detroit mit, um Hungernde zu versorgen.
von Casey Kleczek
Donnerstag, 26. September 2024
Nächster Artikel:
Entdecken Sie andere Artikel:
Fährt man durch Detroits Lower East Side, sieht man verfallene Geschäfte, verrottende viktorianische Häuser, baufällige Fabriken, die zum Abriss vorgesehen sind, Unkraut, das heftig über die Bürgersteige wächst und Schlingpflanzen, die an Telefonmasten und alten Straßenlaternen entlang klettern und sich das Land zurückerobern. Man sieht auch grelle Straßenkunst an den bröckelnden Wänden einer alten Schule, Designer, die historische Häuser der Ford-Familie in ihrem alten Glanz wiederherstellen, Nobelrestaurants, die an örtliche Wohltätigkeitsorganisationen spenden und die Earthworks Urban Farm.
Die Earthworks Urban Farm ist ein zertifizierter Biobetrieb, der sich über mehrere Kilometer erstreckt. Auf knapp einem Hektar wachsen Reihen von Radieschen, Rucola, Senf, Kartoffeln, Knoblauch und Spinat. Ein Gewächshaus ermöglicht die ganzjährige Produktion. Ausserdem gibt es einen Obstgarten mit Kirsch-, Apfel- und Pfirsichbäumen, einen Bereich, in dem Kompost hergestellt wird, und eine Imkerei mit vierzig Bienenstöcken. Jedes Jahr werden etwa vier Tonnen Lebensmittel direkt an die Kapuziner-Suppenküche geliefert, die nur einen Steinwurf entfernt liegt.
Gestartet wurde die Farm in den 1990er Jahren von Bruder Rick Samyn. Er gehörte dem Orden der Kapuziner an, die sich bereits in den 1880er Jahren im Detroiter Stadtteil Islandview niederließen, als die Gegend noch landwirtschaftlich geprägt war. Sie bauten das Kloster St. Bonaventure und reisten zu Fuß, mit Pferd und Wagen in die entlegenen Gebiete Detroits, um dort Beichte zu hören und geistlichen Rat zu spenden. Als während der Weltwirtschaftskrise die Armen der Nachbarschaft an die Tür klopften, weiteten sie ihre Tätigkeit aus. „Sie sind hungrig; Bringt ihnen Suppe und Sandwiches“, lautete der berühmte Ausspruch des Pförtners Pater Solanus Casey (heute seliggesprochen und auf dem Weg zur Heiligsprechung).
Die Ad-hoc-Suppenküche wuchs rasch. Bald kamen mehr als 2.000 Menschen pro Tag. Dies inspirierte die Kapuziner von Islandview, sich weiterzuentwickeln und auf die Bedürfnisse der Nachbarschaft einzugehen, egal wie groß der Hunger war. Als das benachbarte Automobilwerk, das in seiner Blütezeit 40.000 Menschen beschäftigte, in den 1950er Jahren schloss und Tausende von Einwohnern von Islandview arbeitslos wurden, wussten sie, wohin sie sich wenden konnten. Als der KKK in den 1960er Jahren aufkam und Kreuze in der Nachbarschaft verbrannte, hielten die Kapuziner feurige Predigten gegen Rassismus und marschierten für die Bürgerrechte. In Zeiten von Streiks, Rassenunruhen, Deindustrialisierung und der daraus resultierenden Arbeitslosigkeit und Armut waren die Kapuzinerbrüder ein Leuchtturm.
Als Bruder Rick Samyn, der Leiter des Jugendprogramms, in den 1990er Jahren eine Einkaufsliste erstellte, wurde er von einem Kind aus der Nachbarschaft gefragt: „An welcher Tankstelle kaufst du deine Lebensmittel ein?“ Das war ein klares Signal.
„Wie in so vielen städtischen Gebieten gab es auch hier eine Lebensmittelwüste. Keine Lebensmittelläden. Kaum Gärten“, erklärt Bruder Gary Wegner, der derzeitige Geschäftsführer der Kapuziner-Suppenküche. „Es begann damit, dass Bruder Rick Kindern die Möglichkeit geben wollte, zu sehen, woher das Essen wirklich kommt.“
Damals wurden neunzehn Stadtteile von Detroit vom Landwirtschaftsministerium Michigans als Lebensmittelwüsten eingestuft. Mehr als dreißigtausend Einwohner hatten keinen Zugang zu einem vollwertigen Lebensmittelgeschäft und 50 Prozent der Haushalte waren auf Tante-Emma-Läden, Spirituosengeschäfte oder Fast-Food-Ketten angewiesen, um sich zu ernähren. Die Menschen mussten kilometerweit fahren, um angemessene oder gesunde Lebensmittel zu bekommen. Ein großes Problem für ein Drittel der Einwohner von Motor City, die keinen Zugang zu einem Auto hatten.
„Nach den Unruhen in den sechziger Jahren zogen die Menschen in Scharen aus der Stadt, so dass diese leer stehenden Gebäude mit der Zeit abgerissen wurden und die Grundstücke leer standen“, sagt Wendy Casey, Direktorin von Earthworks.
„Deindustrialisierung, Automatisierung, Industriekonsolidierung und Fehlinvestition trafen das Viertel besonders hart“, erklärt Tim Hinkle, Direktor für Öffentlichkeitsarbeit bei den Kapuzinern. „Schulen, Geschäfte und Lebensmittelläden wurden geschlossen.“ Die Einwohnerzahl von Detroit sank von zwei Millionen im Jahr 1950 auf 680.000 heute. Zu einem bestimten Zeitpunkt waren 37 Prozent von Detroit unbebautes Land. Als die Bewohner das Viertel verließen um in die Vororte zu ziehen, schlossen die entsprechenden Geschäfte, darunter auch der kleine Lebensmittelladen auf dem Grundstück gegenüber den Kapuzinern. Schließlich wurde dieser Laden zusammen mit den meisten umliegenden Häusern und Geschäften abgerissen. Luftaufnahmen zeigen, dass der Kern der Stadt einer urbanen Prärie weicht, eine Realität, die zu unwahrscheinlichen Kontrasten führt. Fasane zogen ein. Rehe grasen immer noch häufig im Earthworks-Garten und werden langsam zur Plage in Detroits Hin-terhöfen. „Eine Industriestadt, die jetzt ländliche Aspekte hat“, sagt Bruder Gary.
„Man begann darüber nachzudenken, wie man das unbewohnte Land neu nutzen könnte“, erinnert sich Wendy. „Was machen wir mit diesen städtischen Zentren, die durch Fehlinvestitionen zerstört wurden?“ Viele Immobilienentwickler sahen die Situation als Chance und kauften zu Tausenden Grundstücke auf, in der Erwartung, den nächsten großen städtischen Markt gefunden zu haben. Stattdessen verfielen die Preise dieser Immobilien immer weiter und die Nachbarn waren hilflos, ihre eigenen Viertel zu verschönern und den Wert ihrer Immobilien zu steigern. Doch während viele Bauunternehmer darüber nachdachten, wie sie das städtische Leben wiederbeleben könnten, blickte Bruder Rick Samyn auf den Hektar Industriegelände, der das Kloster umgab, und sah einen Bauernhof.
Urbane Landwirtschaft
Detroits Geschichte ist stark mit der Landwirtschaft verwoben. Während einer weiteren Wirtschaftskrise im Jahr 1893 wurde der Bürgermeister von Detroit, Hazen S. Pingree, zu einem wichtigen Befürworter der Kultivierung von Brachflächen, um den unbeschäftigten Arbeitern der Stadt zu helfen, größtenteils polnische und deutsche Einwanderer, die frisch aus der europäischen Landwirtschaft kamen. Als ein Eisenbahner- und Hafenarbeiterstreik die Stadt erschütterte und die Rufe „Brot oder Blut“ vor seinem Büro widerhallten, fand er einen Weg, den von der Wirtschaftskrise am stärksten Betroffenen „Brot“ zu geben.
Der „Kartoffelbeetplan“ sah vor, dass die armen Einwohner Detroits auf ungenutztem Land ihre eigenen Lebensmittel anbauen durften. Es gab viele Skeptiker, und Zeitungen machen sich mit Karikaturen über die Idee lustig. Ein Jahr später waren die Kritiker verlegen verstummt. Im ersten Jahr erwirtschafteten fast tausend Familien auf 175 Hektar ehemals ungenutztem Land 14.000 Dollar mit ihrer Ernte – Kartoffeln, aber auch Bohnen, Kürbisse, Stangenbohnen, Kohl, Gurken, Mais und Rüben. Innerhalb von vier Jahren nahmen über 1.500 Familien an dem Programm teil, das auch von anderen Städten übernommen wurde: New York, Boston, Chicago, Minneapolis, Seattle, Duluth und Denver. Pingree wurde zu Vorträgen im ganzen Land eingeladen. Bei einer Veranstaltung in Terre Haute, Indiana, sagte er: „Bis zu dem Zeitpunkt, an dem die Gesellschaft gelernt hat, ‘allen gerecht zu werden’, müssen wir uns auf logische Lösungen verlassen.“
Wachstum
Die „logischen Lösungen“ waren für Bruder Rick das Land und alle willigen Mitarbeiter. Er benutzte das Grundstück gegenüber dem Kloster. Die Besitzer berechneten ihm nichts. Er baute Hochbeete und pflanzte Tomaten, Salat und Gurken an. „Eigentlich sollte es nur ein Gemeinschaftsgarten sein“, erklärt Wendy, „dann hat er Jugendliche mit einbezogen und das Programm ist einfach gewachsen. Es wurden zwei Jugendprogramme, eines für jüngere und eines für ältere Kinder, und dann kam ein Schulungsprogramm für Erwachsene und ein Markt hinzu.“
Aus ein paar Hochbeeten wurde schließlich die heutige ein Hektar große Farm, aus einem Bruder wurde ein Team von fünf Mitarbeitern und über hundert Freiwilligen aus aller Welt. Alle Produkte der Farm werden an die Suppenküche der Kapuziner gespendet, die jährlich etwa 150.000 Mahlzeiten an Menschen ausgibt, die von Hunger und oft auch von Obdachlosigkeit oder unsicheren Wohnverhältnissen betroffen sind.
2010 wurde das Earthworks Agriculture Training (EAT) ins Leben gerufen, um den Einwohnern von Detroit die erforderlichen Kenntnisse für eine erfolgreiche landwirtschaftliche Tätigkeit zu vermitteln. Jedes Jahr nehmen etwa zehn Personen an dem Kurs teil und erhalten eine Ausbildung in den Grundlagen des Lebensmittelanbaus. Seit Beginn gründeten bereits mehrere Teilnehmer mit den erworbenen Kenntnissen ihr eigenes Unternehmen, vom Catering bis hin zu einer eigenen Farm. Eine Frau startete eine Produktlinie für natürliche pflanzliche Hautpflegeprodukte. Eine andere wurde Obst- und Blumenproduzentin. Eine dritte begann einen Kurs für Blumenarrangements und Terrariengestaltung. Die meisten EAT-Teilnehmer kommen aus den umliegenden Stadtvierteln, die zu den ärmsten Gegenden Detroits zählen.
Zufluchtsort
Einer von Bruder Ricks ersten Schülern war Tyler Chatman, ein sechsjähriger Junge mit unbändiger Energie, einer schrulligen Persönlichkeit und einem Schrank voller Superhelden-T-Shirts.
„Ich bin schon eine gute Weile hier“, sagt Tyler, der inzwischen erwachsen ist. „Ich habe im Jugendprogramm angefangen und bin immer wieder zurückgekommen, weil ich es so interessant fand.“
Der Anblick erwachsener Männer in langen braunen Gewändern, die sich für die Armut entschieden haben und beim Läuten der Glocken zur Laudes und Messe eilten, war für Tyler nie ein Hemmnis. „Andere in meiner Nachbarschaft hätten sich vielleicht gewundert, warum da Leute in Kutten herumlaufen, aber ich bin mit der Kirche aufgewachsen, also wusste ich, worum es ging.“
Außerdem hatte Bruder Rick das Wissen, von dem Tyler angezogen wurde: eine grenzenlose Kapazität für alles, was mit Gartenarbeit zu tun hat. „Es ging um mehr als nur darum, uns zu zeigen, wie man einen Samen pflanzt und woher Lebensmittel kommen. Er nahm uns mit in die Umgebung, um weitere Gebiete mit Potenzial für verschiedene Farmen zu finden. Wir lernten Schädlingsbekämpfung und wie man einen Garten in allen Phasen der Vegetationsperiode pflegt. Er brachte uns zum Beispiel bei, wie man Tomatenmark selbst herstellt. Einmal haben wir alle unsere eigene frische Salsa aus Gartengemüse zubereitet.
Einandermal haben wir Pizza und Kuchen gebacken. Wir haben gelernt, wie wir Lebensmittel selbst anbauen und zubereiten können, wie wir uns selbst versorgen können.“
Doch Tyler lernte nicht nur, sich selbst zu versorgen, sondern fand in der Farm auch einen Zufluchtsort. „Ich kam immer wieder zurück“, erklärt er, „es war interessant für mich. Das war etwas anderes, als zu Hause zu sitzen und Videospiele zu spielen“. Zu dieser Zeit, so Tyler, gab es in der Nachbarschaft nicht viele Kinder in seinem Alter. Der Besuch eines blühenden Obstgartens mit einem lebhaften Mönch, einer Schar Freiwilliger und anderen interessierten Schülern war also eine gute Alternative. „Das hat mich aus Schwierigkeiten herausgehalten. In Detroit kann das Leben ziemlich hart sein. Wenn ich nicht in die Suppenküche gekommen wäre und gelernt hätte, wie man Essen anbaut, wäre ich vielleicht auf der Straße gelandet, hätte Dinge getan, die man nicht tun sollte und mich wahrscheinlich in irgendwelche Schwierigkeiten gebracht.
Draußen in der Natur zu sein, meine Hände in die Erde zu stecken und harte Arbeit zu verrichten, hat meinen Charakter geformt und mich zu dem gemacht, der ich heute bin.“
Das war vor einundzwanzig Jahren. Heute ist Tyler der Betriebsleiter bei Earthworks. Er beaufsichtigt die Aussaat und Bepflanzung, hat ein Auge auf Schädlinge und Unkraut, bestimmt, welche Pflanzen jedes Jahr gesetzt werden, verwaltet die Freiwilligen und unterrichtet Klassen. Jeden Tag von 5 Uhr früh bis 16 Uhr sieht man Tyler zwischen der Farm und der Suppenküche pendeln. „Er kommt sogar an seinen freien Tagen“, fügt Wendy lachend hinzu.
„Ich arbeite einfach gerne mit meinen Händen.“, antwortet Tyler. „Es ist unglaublich, dass aus einem winzigen Samen, der nicht größer als meine Fingerspitze ist, eine riesige Menge frisches Gemüse entstehen kann. Man kann einen winzigen Tomatensamen in die Erde stecken und zusehen, wie daraus ein ganzer Stiel voller Tomaten wächst. Man hat dann zwölf oder dreizehn Tomaten, die man ernten kann, und es kommen immer wieder neue nach, bis der Zyklus zu Ende ist.“ Tyler grinst verlegen: „Das ist ein ganz wunderbarer Job, den ich hier habe.“
Barbie-Girl
Brittney Hughes war ein bekennendes „Barbie-Girl“, das Erde als Schmutz ansah, den sie regelmäßig von ihrem Auto waschen musste. „Das EAT-Programm entsprach mir gar nicht. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, täglich in der Erde zu wühlen“, lacht Brittney. Die damalige Leiterin des EAT-Programms, Marilyn Barber, war Mitglied von Brittneys Kirche. Auf der Suche nach Teilnehmern für ihr Programm, empfahl ihr die Pastorin Brittney. Brittney verbrachte damals den ganzen Tag in der stickigen, Haarspray verseuchten Luft eines Friseursalons, wo sie Haare stylte und Make-up auftrug. Sie mochte diese Arbeit, aber schon in den ersten Stunden bei Earthworks, zwischen Feldfrüchten kniend im Dreck, fand sie etwas, das sie noch mehr liebte.
„Dieses Programm hat meine berufliche Laufbahn, mein Leben und mein Selbstverständnis wirklich verändert. Ich bin dadurch so gereift“, sagt Brittney. „Ich habe gelernt, wie ich mich selbst erhalten und andere unterrichten kann.“
Im Rahmen des EAT-Programms erfuhren Brittney und die anderen Schüler nicht nur, wie man Lebensmittel anbaut, verarbeitet und vermarktet – sie lernten auch, wie man ein Unter–nehmen führt. Das hat Brittney dazu inspiriert, ihr eigenes umweltfreundliches Unternehmen zu gründen. Sie entwickelte Schönheitsprodukte, die sie auf Veranstaltungen verkauft. „Ich bin gereist und habe wunderbare Menschen aus der ganzen Welt kennen gelernt, und das hat mein Leben wirklich verändert“, erzählt sie. „Ich hatte nie zuvor die Möglichkeit, etwas Neues zu erfahren.“
Speramus Meliora
Das Motto von Detroit hat eine interessante Vorgeschichte. Auf dem offiziellen Siegel der Stadt stehen die lateinischen Worte Speramus meliora, resurget cineribus. Nur wenige Einwohner wissen, was sie bedeuten.
Die junge Stadt war gerade 104 Jahre alt, als im Juni 1805 ein Feuer ausbrach. 1701 von dem französischen Entdecker Antoine de la Mothe Cadillac gegründet, hatte sie den Franzosen- und Indianerkrieg, den Revolutionskrieg und alle Startschwierigkeiten überstanden, als der Wind die Zigarrenasche eines örtlichen Bäckers in seinen Stall wehte. Innerhalb weniger Minuten stand die Scheune in Flammen. Das Feuer breitete sich schnell auf die benachbarten Häuser und Geschäfte aus, zu schnell für die Bemühungen der „Eimerbrigade“, die die Detroiter gebildet hatten um Wasser mit Eimern aus dem Detroit River zu schöpfen. Ihre Bemühungen waren vergeblich; das Feuer zerstörte die ganze Stadt. Erstaunlicherweise überlebten alle sechshundert Einwohner, aber sie waren nun mit einer unvorstellbaren Realität konfrontiert.
An wichtigen Punkten standen die Detroiter mit wenig mehr da, als dem Saatgut in ihren Taschen und dem Wunsch zu überleben.
Es blieb ihnen nichts außer leeren Grund-stücken. Pater Gabriel Richard, Pfarrer der Kirche St. Anne de Détroite, organisierte sogleich Lebensmitteltransporte. Einer der örtlichen Richter entwarf sofort Pläne für den Wiederaufbau der Stadt. Ein Oberrichter und ein Architekt entwarfen einen ehrgeizigen Plan für die neuen Straßen Detroits. Als einige Einwohner ihre Sachen packen und flussabwärts nach Monroe ziehen wollten, forderte Pater Gabriel sie mit folgenden Worten zum Bleiben auf: Speramus meliora, resurget cineribus – „Wir hoffen auf Besseres; es soll aus der Asche auferstehen“. In den vergangenen zwei Jahrhunderten standen die Detroiter an entscheidenden Punkten mit wenig mehr als dem Saatgut in ihren Taschen und dem kollektiven Wunsch zu überleben vor denselben kahlen Parzellen und stellten sich die Frage: essen oder hungern, aushalten oder verzweifeln, aufgeben oder aushalten? Zwei Jahrhunderte lang haben sie diese Fragen mit dem Motto beantwortet: „Wir hoffen auf Besseres; es wird aus der Asche auferstehen.“ In den letzten 25 Jahren ist Earthworks eines dieser „besseren Dinge“ gewesen.