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    Die Kirche schreibt an den Staat

    Mähren, AD 1535

    von Jakob Hutter

    Mittwoch, 28. Juli 2021

    Verfügbare Sprachen: English

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    Wir möchten Euch darüber unterrichten, erlauchter Herrscher von Mähren, dass wir den uns von Euern Dienern übermittelten Befehl erhalten haben. Und dies ist unsere Antwort:

    Wir haben uns Gott, unserem Herrn, verschrieben, um nach seinem göttlichen Willen zu leben und seine Gebote zu befolgen, wie Jesus Christus es uns lehrte. Weil wir Ihm dienen, Seinen Willen ausführen und Seine Gebote befolgen, werden wir in der ganzen Welt verfolgt und geächtet und all unserer Habe beraubt. König Ferdinand, dieser grausame Tyrann und Feind der Wahrheit und Gerechtigkeit Gottes, hat unsere unschuldigen Brüder und Schwestern in großer Zahl und ohne Erbarmen hinrichten lassen. Doch durch die Gnade Gottes war es uns vergönnt, ins hiesige Mähren zu ziehen, wo wir niemandem zur Last fallen oder Schaden zufügen und treu und gottesfürchtig leben. Jedermann wird dies bezeugen. Doch nun hat uns auch der Marschall verstoßen und uns gezwungen, Haus und Hof zu verlassen.

    Daher ziehen wir heute in der Wildnis umher, in sengender Hitze und unter offenem Himmel. Wir sind zutiefst bekümmert um Euer Seelenheil, da Ihr Gottes treue Kinder so grausam behandelt. Wir klagen Ihm Eure Hartherzigkeit und die großen Ungerechtigkeiten, die sich mit jedem Tag mehren.

    Da ihr uns nun befohlen, das Land unverzüglich zu verlassen, geben wir Euch Folgendes zur Antwort: Wir wissen keinen Ort, an den wir gehen können. Wir sind von des Königs Ländern umzingelt. Ganz gleich in welche Richtung wir gingen, so würden wir sogleich Räubern und Tyrannen in die Hände fallen, und wie Schafe zwischen gierigen Wölfen grasen. Auch sind zahlreiche Witwen und Waisen unter uns, viele Kranke und hilflose kleine Kinder, die nicht laufen und nicht reisen können. Ihre Väter und Mütter wurden von Ferdinand, dem gottlosen Tyrannen, ermordet, dem Fürsten der Finsternis und Feind der göttlichen Wahrheit und Gerechtigkeit.

    Wir wollen niemandem schaden und niemanden kränken, nicht einmal unseren ärgsten Feind, nicht Ferdinand und auch keinen anderen. Alle unsere Worte und Taten, unser Verhalten, unsere Lebensweise, liegen offen für jedermann. Anstatt andere um auch nur einen Pfennig zu betrügen ließen wir uns lieber selbst hundert Gulden rauben. Anstatt gegen unseren ärgsten Feind die Hand zu erheben – ganz zu schweigen von Speeren, Schwertern und Hellebarden, die die Welt zu nutzen pflegt – ließen wir uns lieber das eigene Leben nehmen.

    Wir wissen keinen Ort, an den wir gehen können. Ganz gleich in welche Richtung wir gingen, so würden wir sogleich Räubern und Tyrannen in die Hände fallen, und wie Schafe zwischen gierigen Wölfen grasen.

    Ihr könnt uns nicht unseren Platz auf Erden oder in diesen Landen verweigern. Die Erde gehört dem Herrn und alles auf ihr gehört unserem Vater im Himmel.

    So wehe, wehe Euch mährischen Adligen in alle Ewigkeit! Ihr habt Euch Ferdinand gebeugt, dem furchtbaren Tyrannen und Feind der göttlichen Wahrheit – Ihr habt der Verbannung derer, die Gott lieben und fürchten, aus Euren Landen zugestimmt. Ihr fürchtet einen schwachen, sterblichen Menschen mehr als den lebendigen, ewigen und allmächtigen Gott und seid bereit, die Kinder Gottes, Alte und Junge, zu vertreiben und gnadenlos zu verfolgen. Doch Gott hat durch seine heiligen Propheten verkünden lassen, dass Er das Blut der Unschuldigen rächen wird.

    Wir wünschten, Ihr könntet diesem Schicksal entgehen. Denn wir sehnen uns danach, dass Ihr und alle Menschen gerettet werdet und das Ewige Leben geschenkt bekommt. Im Namen Gottes flehen wir Euch an, Sein Wort und unsere Warnung anzunehmen und in Euer Herz zu lassen. Wir tun dies aus reinem Herzen, ohne Furcht vor Gott, weil wir Ihn und die gesamte Menschheit lieben.

    Quelle: Gekürzter Auszug aus The Chronicle of the Hutterian Brethren, Bd. 1 (Plough, 187). Übersetzt von Constanze Déus-Konrad.

    Wir möchten Euch darüber unterrichten, erlauchter Herrscher von Mähren, dass wir den uns von Euern Dienern übermittelten Befehl erhalten haben. Und dies ist unsere Antwort:

    Wir haben uns Gott, unserem Herrn, verschrieben, um nach seinem göttlichen Willen zu leben und seine Gebote zu befolgen, wie Jesus Christus es uns lehrte. Weil wir Ihm dienen, Seinen Willen ausführen und Seine Gebote befolgen, werden wir in der ganzen Welt verfolgt und geächtet und all unserer Habe beraubt. König Ferdinand, dieser grausame Tyrann und Feind der Wahrheit und Gerechtigkeit Gottes, hat unsere unschuldigen Brüder und Schwestern in großer Zahl und ohne Erbarmen hinrichten lassen. Doch durch die Gnade Gottes war es uns vergönnt, ins hiesige Mähren zu ziehen, wo wir niemandem zur Last fallen oder Schaden zufügen und treu und gottesfürchtig leben. Jedermann wird dies bezeugen. Doch nun hat uns auch der Marschall verstoßen und uns gezwungen, Haus und Hof zu verlassen.

    Daher ziehen wir heute in der Wildnis umher, in sengender Hitze und unter offenem Himmel. Wir sind zutiefst bekümmert um Euer Seelenheil, da Ihr Gottes treue Kinder so grausam behandelt. Wir klagen Ihm Eure Hartherzigkeit und die großen Ungerechtigkeiten, die sich mit jedem Tag mehren.

    Da ihr uns nun befohlen, das Land unverzüglich zu verlassen, geben wir Euch Folgendes zur Antwort: Wir wissen keinen Ort, an den wir gehen können. Wir sind von des Königs Ländern umzingelt. Ganz gleich in welche Richtung wir gingen, so würden wir sogleich Räubern und Tyrannen in die Hände fallen, und wie Schafe zwischen gierigen Wölfen grasen. Auch sind zahlreiche Witwen und Waisen unter uns, viele Kranke und hilflose kleine Kinder, die nicht laufen und nicht reisen können. Ihre Väter und Mütter wurden von Ferdinand, dem gottlosen Tyrannen, ermordet, dem Fürsten der Finsternis und Feind der göttlichen Wahrheit und Gerechtigkeit.

    Wir wollen niemandem schaden und niemanden kränken, nicht einmal unseren ärgsten Feind, nicht Ferdinand und auch keinen anderen. Alle unsere Worte und Taten, unser Verhalten, unsere Lebensweise, liegen offen für jedermann. Anstatt andere um auch nur einen Pfennig zu betrügen ließen wir uns lieber selbst hundert Gulden rauben. Anstatt gegen unseren ärgsten Feind die Hand zu erheben – ganz zu schweigen von Speeren, Schwertern und Hellebarden, die die Welt zu nutzen pflegt – ließen wir uns lieber das eigene Leben nehmen.

    Wir wissen keinen Ort, an den wir gehen können. Ganz gleich in welche Richtung wir gingen, so würden wir sogleich Räubern und Tyrannen in die Hände fallen, und wie Schafe zwischen gierigen Wölfen grasen.

    Ihr könnt uns nicht unseren Platz auf Erden oder in diesen Landen verweigern. Die Erde gehört dem Herrn und alles auf ihr gehört unserem Vater im Himmel.

    So wehe, wehe Euch mährischen Adligen in alle Ewigkeit! Ihr habt Euch Ferdinand gebeugt, dem furchtbaren Tyrannen und Feind der göttlichen Wahrheit – Ihr habt der Verbannung derer, die Gott lieben und fürchten, aus Euren Landen zugestimmt. Ihr fürchtet einen schwachen, sterblichen Menschen mehr als den lebendigen, ewigen und allmächtigen Gott und seid bereit, die Kinder Gottes, Alte und Junge, zu vertreiben und gnadenlos zu verfolgen. Doch Gott hat durch seine heiligen Propheten verkünden lassen, dass Er das Blut der Unschuldigen rächen wird.

    Wir wünschten, Ihr könntet diesem Schicksal entgehen. Denn wir sehnen uns danach, dass Ihr und alle Menschen gerettet werdet und das Ewige Leben geschenkt bekommt. Im Namen Gottes flehen wir Euch an, Sein Wort und unsere Warnung anzunehmen und in Euer Herz zu lassen. Wir tun dies aus reinem Herzen, ohne Furcht vor Gott, weil wir Ihn und die gesamte Menschheit lieben.

    Quelle: Gekürzter Auszug aus The Chronicle of the Hutterian Brethren, Bd. 1 (Plough, 187). Übersetzt von Constanze Déus-Konrad.

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