Fast alles war in Ordnung

In einem Dorfe lebte ein Bauer namens Iwan Schtscherbakow. Es ging ihm gut. Er war ein Mann in voller Kraft, der beste Arbeiter im Dorf und hatte drei erwachsene Söhne. Der eine war schon verheiratet, der zweite war Bräutigam, der dritte, ein halbwüchsiger Bursche, verstand mit den Pferden umzugehen und begann bereits zu ackern. Iwans Frau war ein gescheites und wirtschaftliches Weib; seine Schwiegertochter friedliebend und arbeitsam. Iwan und seine Familie konnten es sich also gut gehen lassen. Leute, die da nicht arbeiteten, gab's auf dem Hofe nicht, mit Ausnahme des alten, kranken Vaters, der bereits das siebente Jahr an Atemnot litt und untätig auf dem Ofen lag.

Iwan besaß genug von allem: drei Pferde mit einem Füllen, eine Kuh mit einem Kalb und fünfzehn Schafe. Die Weiber nähten für die Männer Schuhe und Kleider und arbeiteten auf dem Felde, die Männer verrichteten ihre Bauernarbeit. Das Getreide reichte von einer Ernte bis über die andere. Mit dem Hafer wurden die Steuern und die Bedürfnisse des Tages bestritten. Kurz, Iwan hätte mit seinen Kindern ein gutes Leben führen können, aber Hof an Hof mit ihm lebte der Nachbar Gabriel der Hinkende, Gordej Iwanows Sohn, und zwischen ihm und Iwan bestand Feindschaft.

Hof an Hof mit ihm lebte der Nachbar Gabriel der Hinkende, und zwischen ihm und Iwan bestand Feindschaft.

Solange der alte Gordej lebte und Iwans Vater noch selbst wirtschaftete, hausten die Bauern freundschaftlich nebeneinander. Brauchten die Weiber einmal ein Sieb oder einen Kübel, brauchten die Männer einen Sack oder ein Rad, so schickten sie nach dem Nachbarhof und halfen einander nachbarlich. Wenn ein Kalb sich in die Tenne des andern verlief, so jagten sie es heim und sagten nur: „Passt ein wenig auf, in unserer Tenne liegt noch das Getreide herum.“ Aber dass ein Nachbar vor dem andern etwas versteckte oder in der Scheune verschloss, oder gar mit ihm zu Gericht ging, das war unter ihnen nicht Brauch.

So lebte man zu Zeiten der beiden Alten. Als aber die Jungen die Wirtschaft übernahmen, wurde es anders. Mit einem Nichts fing die Sache an.