Vierzig Jahre nach dem Tod von Philip Britts (1917-1949) wurde dieses Gedicht in den Unterlagen eines Freundes entdeckt. Britts war Landwirt, Dichter, Aktivist und Pastor, der sich in den ersten Tagen des Zweiten Weltkriegs einer internationalen pazifistischen Gemeinschaft, dem Bruderhof, anschloss. Bald war er gezwungen, zusammen mit der Gemeinschaft Europa zu verlassen und nach Südamerika zu gehen, wo er sich eine seltene Pilzkrankheit zuzog, an der er im Alter von 31 Jahren starb.
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Ich singe vom ewigen Volk
Und der ewigen Stadt,
Der Stadt des ewigen Krieges,
Sie ist die Gesandtschaft des absoluten Friedens.
Wenn ein Volk gegen ein anderes Volk antritt,
Mit Speeren oder Musketen, Kanonen oder Panzern,
Für ein Jahr oder für eine Generation,
Das ist nicht die wahre Kriegsführung,
Noch ist das die ewige Stadt.
Und wenn einer sich als der Stärkere erwiesen hat,
Und Politiker über Friedensbedingungen nachdenken,
Und die Armeen zurückgerufen werden, und die Strafen bezahlt werden,
Und das normale nationale Leben wieder beginnt
In Stolz oder in Demütigung,
Das ist nicht der wahre Friede, der absolute Friede.
Der Kampf endet und gerät langsam in Vergessenheit,
Der politische Frieden wird früher oder später gebrochen,
Und früher oder später werden die Stadt und die Menschen
nur noch zu einer Erinnerung.
Aber die Menschen der Ewigkeit,
In der ewigen Stadt,
Sie führen den ewigen Kampf,
weil sie die Gesandtschaft des absoluten Friedens sind.
Rober H. Meltzer, Taos Pueblo Szene
Image from Wikimedia Commons (public domain)
Ist die ewige Stadt voll von vergoldeten Türmen?
Sind die Straßen breit und mit Marmor gepflastert?
Wird sie von Toren aus Stahl verteidigt, die Stand halten?
Und sind ihre Paläste aus poliertem Gold?
Und das ewige Volk, ist es stark?
Sind sie anmutig, sind sie stattlich in ihrem Gang?
Sind sie schärfer im Verstand als andere Menschen?
Und haben sie größeren Mut?
Nein, denn die ewige Stadt ist anders,
Und das ewige Volk ist etwas anderes.
Manchmal ist die Stadt eine Ansammlung von kleinen verputzten Hütten,
Manchmal ist die Stadt aus Holz gebaut mit Grasdächern,
Manchmal ist die Stadt ein Kreis von Zelten, die an einem Fluss aufgestellt sind.
Manchmal ist die Stadt eine Lichtung in einem Wald, mit Wachfeuern, aber ohne Häuser.
Und die ewigen Menschen sind wie andere Menschen,
Nicht größer, nicht mutiger, nicht stärker, nicht klüger.
Im ewigen Volk sind viele schwach,
Viele sind langsam im Denken, viele sind ängstlich.
Die ewigen Menschen sind wie andere Menschen,
Nur ihre Augen sind mehr wie die Augen von Kindern,
Aus ihnen leuchtet die Freiheit der ewigen Stadt.
Bijay Biswaal, Nasser Bahnsteig IV
Image reproduced by permission from Bijay Biswaal
Wie kann es dann sein, dass dieses Volk ewig ist?
Und wie kommt es, dass diese Stadt ewig ist?
Warum geraten sie nicht in Vergessenheit?
So wie alle Städte und alle Menschen letztlich in Vergessenheit geraten?
Sie sind das ewige Volk
Und es ist die ewige Stadt
Weil sie den ewigen Krieg führen,
Weil sie die Gesandtschaft des endgültigen Friedens sind.
Sie sind nicht stark in sich selbst, die ewigen Menschen,
Wenn sie stark wären, wären sie stolz
Und alles, was stolz ist, wird vergehen.
Doch durch sie werden mächtige Dinge getan,
Die Herzen stolzer Regierungen werden bewegt,
Ozeane werden in Todesgefahr sicher überquert,
Und was noch mächtiger ist als all das -
Inmitten eines ruinösen Krieges herrscht Frieden zwischen ihnen.
Das Leben des ewigen Volkes
Liegt in der Hand des verborgenen Königs,
Der König, der weder Schloss noch Hof hat,
Der niemanden zwingt, sein Untertan zu sein,
Der niemanden zwingt, seinem Wort zu gehorchen.
Dieser König, der verborgene König,
Er ist der König des ewigen Volkes.
Der wahre Krieg, der ewige Kampf,
Ist nicht das Gegeneinander der Menschen,
Es ist der Krieg des Schöpfers gegen den Zerstörer,
Es ist der Krieg des Willens zum Leben gegen den Willen zum Tod,
Der Kampf der Liebe gegen den Hass,
Der Kampf der Einheit gegen die Trennung.
Es ist der Krieg des verborgenen Königs gegen die Finsternis.
Diejenigen, die diesen Krieg führen, das sind die ewigen Menschen
Und ihre Stadt ist die ewige Stadt.
Und der endgültige Frieden ist der Umsturz aller zerstörerischen Kräfte,
Er ist die Errichtung einer neuen Ordnung auf der Erde,
Eine Ordnung, in der die Liebe über jeden Aspekt des Lebens regiert,
Über die Beziehungen aller Menschen zueinander,
Über die Handlungen aller Menschen gegenüber sich selbst und gegenüber allen Dingen außerhalb ihrer selbst.
Und dieser Friede ist in den Herzen der ewigen Menschen verankert,
Denn sie sind die Gesandtschaft des letzten Friedens,
Für den sie den ewigen Krieg führen.
Der Krieg den die ewigen Menschen führen ist ein harter Kampf,
Und einer von ihnen zu sein ist ein riskantes Unternehmen,
Denn der Feind greift jeden in seinem eigenen Herzen an,
Und jeder muss ihn ständig in seinem eigenen Leben bekämpfen.
Der Kampf ist schwer, weil sich der Feind tarnt,
Er kommt als Freund oder als Kämpfer,
und ist schön oder begehrenswert,
Aber immer ist er ein Verräter, und seine Schönheit verwandelt sich in Abscheulichkeit.
Und den Feind zu erkennen, ist das Problem des ewigen Volkes,
Denn nur wenn er offenbart wird, ist seine Macht gebrochen.
Das ist der Sieg des verborgenen Königs,
Dass er den Feind entlarvt und besiegt.
Wenn der Feind versucht, sie zu entzweien,
Wenn der Feind versucht, sie zu täuschen,
Ist er stärker als der Feind,
Und mit seiner brennenden Liebe treibt er ihn aus.
Die Waffen des ewigen Volkes sind keine leiblichen Waffen,
Die Waffen des ewigen Volkes sind der Wille zur Wahrheit,
der Wille zur Einheit und das Mittel zur Einheit, welches die Liebe ist
Und vor allem die Treue zum nicht sichtbaren König.
Die Stärke der ewigen Menschen ist, dass sie nicht gespalten sind.
Nur das, was ungeteilt ist, ist ewig.
Ein Teil der ewigen Stadt mag in dem einem Land liegen,
und ein anderer Teil mag tausend Meilen davon entfernt sein.
Es ist keine Frage des Raumes,
es geht um die Einheit von Herz und Verstand
gegen den gemeinsamen Feind.
Und der Feind des ewigen Volkes ist der Fürst des Todes.
Dies sind die Befehle des verborgenen Königs:
Dass sie nicht gegeneinander gespalten sind,
Weder in geistigem Stolz noch in materiellem Wettbewerb,
sondern dass jeder in dem anderen seinen Kampfgefährten sieht,
und ihm gegenüber vollkommene Liebe empfindet und ihm im Kampf unterstützt,
Und dass sie alle Geschwister sind, die Seite an Seite den ewigen Kampf kämpfen.
Und das Maß der Stärke des ewigen Volkes
ist das Maß ihres Gehorsams gegenüber dem verborgenen König.
Diejenigen, die unter dem Banner des verborgenen Königs stehen,
Sie sind das ewige Volk.
Sie sind das Volk des ewigen Krieges,
und sie sind die Gesandtschaft des endgültigen Friedens.
Übersetzung aus dem Buch Water at the Roots: Poems and Insights of a Visionary Farmer (Plough, 2018).