Es kann keine Freiheit geben, solange es in unseren Herzen Sünde gibt. Was nützt es, Strukturen zu verändern? Was nützen uns Gewalt und der Einsatz von Waffen, wenn unsere Motivation Hass ist und unsere Absicht, Machthaber zu stärken oder zu stürzen, um dann neue Gewaltherrschaften aufzubauen? Was wir in Christus suchen, ist wahre Freiheit, die Freiheit, die das Herz verwandelt, die Freiheit, die der auferstandene Christus uns heute verkündet: „Sucht, was droben ist“ (Kol 3,1). Betrachtet die irdische Freiheit und die Unterdrückung dieses ungerechten Systems in El Salvador nicht nur von euren Dächern aus. Schaut nach oben! Das bedeutet nicht, die Situation einfach hinzunehmen, denn Christen verstehen es auch zu kämpfen. Ja, sie wissen, dass ihr Kampf wirkungsvoller und mutiger ist, wenn er von Christus inspiriert wird. Denn er hat mehr getan, als die andere Wange hinzuhalten und sich an ein Kreuz nageln zu lassen. Obwohl er sich der Kreuzigung unterwarf, hat er die Welt erlöst und das Lied vom endgültigen Sieg gesungen, des Siegs, der nicht für andere Zwecke missbraucht werden kann, sondern denen zugute kommt, die, wie Christus, nach der wahren Befreiung der Menschen trachten. Diese Befreiung lässt sich ohne den auferstandenen Christus nicht begreifen, und diese Befreiung ist es, die ich mir für euch, liebe Schwestern und Brüder, wünsche, besonders für diejenigen unter euch, die ein so großes soziales Bewusstsein haben und sich weigern, die Ungerechtigkeiten in unserem Land zu tolerieren… Erhebt eure Herzen in die Höhe und sucht, was droben ist!

Hier ist der Beweis, dass Liebe allein alles löst.

Und ihr, liebe junge Menschen, die ihr euch der Gewalt und dem Laster verschrieben habt, ihr, die ihr bereits euren Glauben an die Liebe verloren habt und denkt, dass Liebe keine Probleme löst. Hier ist der Beweis, dass die Liebe allein alles löst. Hätte Christus seine Erlösung mit Waffen- und Feuergewalt durchsetzen wollen, hätte er nichts erreicht. Es wäre sinnlos gewesen und hätte nur noch mehr Hass und Bosheit erzeugt. Doch Christus weist mit seinen Worten jener Nacht auf das Zentrum unserer Erlösung: „Das ist mein Gebot, dass ihr euch untereinander liebt, wie ich euch geliebt habe.“ Und er geht noch weiter: „Damit ihr erkennen könnt, dass dies nicht nur Worte sind, bleibt heute Abend bei mir, wenn ich, das Übel der Menschheit und die Schmerzen meiner eigenen Leiden vor Augen, Blut schwitzen werde! Und morgen werdet ihr sehen, wie ich das Kreuz als stilles Lamm trage und auf Golgatha sterbe. Seid versichert, dass ich gegen niemanden Groll hege. Aus der Tiefe meiner Seele werde ich rufen: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun.“ Lasst uns, Schwestern und Brüder, über diese verkörperte Geste der Liebe nachdenken. Und wenn wir versucht sind, mit Rache, Groll, Grausamkeit oder Egoismus zu handeln, dann lasst uns nicht auf das traurige Vorbild von Menschen schauen, die sich gegenseitig hassen. Lasst uns vielmehr unsere Augen auf die Liebe richten, die uns zum Lamm, zur Speise, zum Passah und zum Bund geworden ist.

Giovanni Bellini, Pietà Martinengo, 1505 Bild von Wikipedia Commons (PD)